Kategorie: Debatte

Kinder wissen, was mit dem Web anzufangen ist

MPFS-Studie 2012: Facebook und YouTube sind die wichtigsten Bezugspunkte für Kinder im Internet, so lässt sich ein zentrales Ergebnis der aktuellen Studie zusammen fassen. Interessant ist, dass Kinder offenbar klar Web-Adressen benennen können und deutliche Vorstellungen davon haben, was sich mit dem Internet (bzw. mit dem Web 2.0) anfangen lässt. (Es könnte sein, dass die hier befragten Kinder klarere Antworten haben als z.B. ich ;-)

Facebook als Teenager-Schutzinstanz

Schön, wenn Facebook bald die heutigen Altersheime virtualisiert (Zuwachs bei den heute über 45-Jährigen, Abwanderung der 18- bis 25-Jährigen) und zu einem Verein mit einer überschaubaren Anzahl Engagierter wird. Das kann nur in unserem (45plus) Sinn sein. Dann haben wir, nebst den Museen, einen zweiten Ort, an dem wir vor Teenagern geschützt sind ;-)

Wählt, was der Community nicht genehm ist

Eine kleine Polemik unter Freunden

„Ethos“, „Ethik“, „Moral“, „Verantwortung“ usw.: Das sind die Themen, welche die Community Sozialer Arbeit für die nächste Bodenseetagung offenbar favorisiert. Crowdsourcing hat zu diesem Themen-Ranking geführt, so vermute ich aufgrund einer Facebook-Meldung von Stefan.

Klar, denke ich mir, solche Themen schwimmen obenauf, sobald tagungsorientiert die Schwarmintelligenz Sozialer Arbeit angestossen wird. Denn diese Themen, besser: diese LABELS, versprechen als Tagungs- oder Kongressthema mindestens drei Vorteile:

Erstens: Sie schliessen an die GROSSEN ERZÄHLUNGEN an, und es muss niemand befürchten, dass an einer solchen Tagung jemand anders gemeint sein wird als DIE ANDEREN. Zudem fehlt GROSSEN ERZÄHLUNGEN der Mechanismus, sich selbst zu beschränken.

Zweitens: Angesichts der Mängelwelt, in der wir zu leben haben, öffnen solche Themen einen Horizont an Erwartungen, der jeden nächsten Schritt zwingenderweise in eine ferne Zukunft verlegt.

Zugegeben, diese beiden Punkte haben lediglich die Qualität stichwortartiger Einwürfe. Deshalb – drittens – mein gewichtigster Punkt ausformuliert:

Diese Labels verhindern, dass Soziale Arbeit mit ihren Risiken in das Blickfeld gerät (z.B. Literaturhinweis: Peter Schallbergers Studie). Auf diese Weise wird vermieden, dass beispielsweise darüber diskutiert werden muss, wie GENAU die Bedürfnisse, Interessen und Meinungen von Klientinnen und Klienten in den Berichten, Akten und Gutachten Sozialen Arbeit repräsentiert sind. Es geht nicht KONKRET um den Alltag der KLEINEN ERZÄHLUNGEN, nicht um Schattentexte einer Hilfe, die als solche oft nicht erlebt wird, nicht um Routinen der Sozialdisziplinierung oder aktuelle Prozesse der Deprofessionalisierung.

Vorschlag für einen mutigen Schritt: Wählt ein Tagungsthema, dass der Community nicht genehm ist: wählt ein unanständig konkretes Thema. Stösst konstruktiv eine wichtige Diskussion an, zu einem Thema, das zurzeit nur auf einer abgedunkelten Seite der Agenda zu entziffern ist.

Und wenn ihr es nicht so macht, wie ich es hier empfehle, komme ich trotzdem an die Tagung, um engagiert und konstruktiv mitzudiskutieren.

(Diskussion Facebook-Fachgruppe IFSA)

Meiden Teenager Museen und bald auch Facebook?

In diesen Tagen zu lesen: Die „sozialen Medien“ würden vergreisen. Tatsächlich: Ein starker Begriff wie „Vergreisung“ wurde in die Diskussion eingeführt. Sind bald nebst den Museen auch die sozialen Medien teenager-freie Zonen?

Die Meldungen, wonach die „sozialen Medien“ vergreisen würden, sind, wie soll ich sagen, beleidigend, jedenfalls für alle, die älter als 38,7 Jahre sind. Das Medianalter der Facebook-Nutzer wird in einer aktuellen Studie mit 38,7 angegeben (Quelle ComScore). Xing bringt es auf die Zahl von 43,8. (Leicht jünger werden die Nutzer von Twitter.)

Ja, ich bin älter als 38,7 und es will mir (nicht nur aufgrund meines Alters) nicht einleuchten, wieso das steigende Nutzungsalter in der Social-Media-Welt problematisch sein soll. Für alle, die sich Menschen im Alter von 38,7 gar nicht mehr vorstellen können: Wir essen in der Regel selbständig mit Messer und Gabel. Kolumnengeist (Spass) bei Seite: Es ginge darum, das steigende Nutzungsalter intelligenter zu thematisieren. Denn mit dem steigenden Nutzungsalter werden die ökonomischen Potenziale der „sozialen Medien“ besser und der Oekonomisierungstrend wird sich verstärken. Diese Entwicklung ist folgenschwer und zeitigt Folgen, die so einfach nicht einzuschätzen sind. An dieser Stelle mit forscherischem Interesse anzuschliessen, wäre interessant.

@wbzfhs

Seit rund vier Wochen nun arbeite ich im neuen St. Galler Bildungsturm, neu als Leiter des Weiterbildungszentrums FHS St.Gallen. Das neue Weiterbildungszentrum, entstanden aus den bisherigen Weiterbildungsabteilungen Wirtschaft, Technik, Gesundheit und Soziale, ist bereits bei Twitter vertreten: @wbzfhs

Natürlich sind wir nach vier Wochen am Anfang, aber doch… Der Charme des Beginnens ist unverkennbar. Nicht neu ist unsere Weiterbildungskompetenz und nicht neu sind unsere Masterstudien und Zertifikatslehrgänge. (Soviel Werbung an dieser Stelle musste sein.)

Details: http://www.fhsg.ch/weiterbildung

Ein Verlagshaus hätte Google erfinden können

Eine Polemik

Hoffentlich haben die Printmedien noch andere Antworten auf aktuelle Medienentwicklungen parat: Dass Internet-Content nun mehr und mehr zahlungspflichtig wird (bald auch bei blick.ch), kann nur als Zeichen von Verzweiflung gedeutet werden.

Für diese Hypothese spricht insbesondere, dass ein Ringier-Verantwortlicher mit nur gerade zwei Prozent Zahlungswilligen rechnet. Es gehe jedoch darum, einen Kulturwandel – weg vom „Kostenlos-Internet“ – einzuleiten. Unternehmer, die glauben, Kultur sei instruktiv zu verändern, bevölkern seit Jahrzehnten Konkursämter.

Lasst euch von einem engagierten Zeitungsleser ermutigen: Es gibt bessere Möglichkeiten, Geld zu verdienen und dabei journalistische Sinnhaftigkeit herzustellen. Für den BLICK übrigens stellt sich die wenig originelle Frage, wie sich das Blatt deutlicher als bisher vom 20Minuten-Niveau abheben könne. Für mich ist der BLICK nichts anderes als die Fortsetzung von 20Minuten in roten Lettern.

Der Suchmaschinen-Gigant sei schuld. Doch gerade die Verlagshäuser wären prädestiniert (gewesen), uns das Internet zu entschlüsseln und zu erschliessen. Dass die Suchmaschinen-Services nicht von Verlagen „erfunden“ wurden, ist kein Zufall. Und dass bei der internet-getriebenen Neuorganisation von Information kein Verlagshaus hauptverantwortlich dabei ist, ist ebenfalls kein Zufall.

Ich freue mich auf andere Antworten aus den Verlagshäusern. Beispielsweise hätte es mich interessiert, Details über das FTD-Konzept zu erfahren, dass vom Prinzip „Wochenausgabe“ und Internet-Journal ausgegangen sein soll.

Blau(rot)licht des Social Web?

Die WELT schreibt heute über Facebook: „Zwei von fünf Deutschen ist das soziale Netzwerk nicht geheuer. Das besagt eine neue Umfrage. Dennoch sind mehr als 90 Prozent der Schüler und Studenten angemeldet.“

Hier liegt vielleicht ein Missverständnis vor: Weil ihnen Facebook nicht ganz geheuer ist, sind sie angemeldet… Dieser Hauch von „schummrig“ ist es doch gerade, der Facebook unverzichtbar macht. Man muss mindestens aus einem Grund dabei sein: Um sagen zu können, dass man eigentlich nicht dabei sein wollte ;-)

„Bin jetzt auch dabei“

„Bin jetzt auch dabei.“ 

Wahlen (Ostschweiz). Das bedeute: Es werden neue Facebook-Accounts von Politikern und Politikerinnen eingerichtet, denen jemand gesagt hat, ein Facebook-Auftritt sei nötig. Nach den Wahlen werden aus diesen Accounts oft Waisenkinder. Die erste Statusmeldung klingt dann in der Regel so, als sei Facebook eben erst, und zwar in der politischen Sphäre, erfunden worden. Liebe Politikerinnen und Politiker. Willkommen! Aber Achtung. Social-Media-Anhänger verspeisen täglich mindestens einen Politiker oder eine Politikerin.

Wullfende Politiker, euphorisierende Kampagnen

„Social-Media-Manager, ein Trendberuf“, lese ich gerade. Na ja, angesichts der Aufgaben, die auf die Branche zukommen, verständlich: Wer sonst sollte den medial inszenierten Rückbau des Politischen – in Zeiten euphorisierender Social-Media-Kampagnen – besser forcieren können, als der Social-Media-Manager :-)

Also nicht nur ein Trendberuf, sondern auch eine Schlüsselaufgabe? „Wulffende“ Politiker übrigens gibt es stets genug, sie scheinen eine feste Grösse zu sein. Was wirklich zu überraschen vermag: Dass dies noch zu überraschen vermag.

Siehe in diesem Zusammenhang den ZEIT-Artikel: http://bit.ly/xaVrnl