[Reto Eugster] Prüfungen können als Zäsur angelegt sein, als Stichtagveranstaltung. Ein solches Vorgehen hat den grundsätzlichen Nachteil, dass Lernprozesse höchstens umständlich bewertbar sind. Ganz anders wird beim Lernportfoliomodell vorgegangen. Die Studierenden erbringen Leistungen im Hinblick auf ein individuelles, von ihnen mitgestaltetes Lernportfolio. Wesentlich beim Portfoliomodell ist, dass nun mittel- und längerfristige Lernprozesse in den Blick kommen. Immer dann, wenn es weniger um die Wiedergabe von bestimmten Inhalten, als um Lernen als Prozess geht, spricht einiges für das Portfolio-Modell. Bislang wurde an der FHS St. Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit, mit einem Lerntagebuchsystem in diese Richtung gearbeitet. Ab Herbst 2004 sollen neu Weblog-Systeme zum Einsatz kommen. Für die Weblogs spricht, dass die Leistungen der Studierenden nun verstärkt Resonanz erzeugen können. Mehr noch: Die Beiträge der Studierenden müssen neu daraufhin angelegt werden, resonanzfähig zu sein und Anschlussfähigkeit zu erzeugen. Studierende reagieren auf Studierende, es entstehen Studierenden-Communities, wodurch informale und formale Lernaspekte ineinander greifen. Erste Erfahrungen? Wir werden darüber berichten.
Kategorie: Debatte
Beeinflussen Weblogs Wahlausgänge?
Die Uni Bamberg startet eine Online-Umfrage. Ziel der (anonymen) Befragung ist es, herauszufinden, in welchem Masse beispielsweise Weblogs im bevorstehenden Wahlkampf eine Rolle spielen. Die Projektleitung haben Sandra Huber und Roland Abold inne. Die Ausgangshypothese des Forschungsteams, wonach „moderne Wahlkämpfe ohne die Nutzung des Internets als Kommunikationsmedium nicht mehr auskommen“ (Dowe), wird von Christoph Dowe im Metablocker hinterfragt. Jedenfalls kann man auf die Ergebnisse der Studie gespannt sein und es wird eine methodenkritische Lesart nötig sein.
Behauptungen, wenig Konkretes
Zurzeit mangelt es nicht an Veranstaltungen – Tagungen, Seminaren, Workshops – die sich mit den Möglichkeiten und Grenzen des Bloggens befassen. Wir haben verschiedene Berichte, Referate und Thesenpapiere diskutiert und für uns einen Zwischenstand formuliert. Das Ergebnis unserer Ueberlegungen besteht vorerst aus nichts anderem als – Behauptungen: Weiterlesen
Sind Politblogs langweilig?
Was mich betrifft, ist die Antwort eindeutig: Politblogs sind für mich langweilig. Ausnahmen? Kenne ich nicht. Die NZZ am Sonntag formuliert unter dem Titel „Schlafende Schweiz“: „Schwieriger [in der Schweiz] haben es Polit-Blogs, sofern es sie überhaupt gibt.“ Es wird dann unter anderem das Blog der St. Galler FDP-Frauen erwähnt, frausinn.ch. Dieses Blog ist gut, weil es genau kein Polit-Blog ist. Der Hinweis auf den letzten US-Wahlkampf, bei dem Weblogs eine grosse Bedeutung gespielt haben sollen, hinkt ebenfalls. Damals setzten vor allem die Demokraten auf die „Macht der Weblogs“, welche die Wahlen ja dann auch gewannen… Doch das wichtigere Argument ist, dass diese oft erwähnten und zitierten Politblogs meistens nicht der Politisierung, sondern der Skandalisierung dienen. Jemand wird enttarnt, jemand anderer angeschwärzt, eine Fälschung entdeckt – und dergleichen mehr. Ansonsten wird Politik als Politikmarketing geboten: Eine Art von Marketing, die glauben machen will, es ginge um Argumente. Autorinnen und Autoren (oft Politikerinnen und Politiker), die permanent selbstdefinitorisch festlegen, wie sie sich politisch verortet sehen wollen, bieten, was man eh von ihnen erwartet: überraschungsfrei. Ganz und gar überraschungsfrei.
Weblogs an Hochschulen
Die Schule entdeckt Möglichkeit des Weblog-Einsatzes. Diesen Eindruck gewinnt, wer die aktuell führenden EduBlogs konsultiert.
Als Klassenblogs, Lerntagebücher, Dozierenden-Journale, Schüler- und Schülerinnen-Zeitung usw. sollen Weblogs eingesetzt werden.
An Hochschulen sind Weblogs bereits breiter eingeführt. Immer dann, wenn es um ein wissenschaftsorientiertes Lehr-/Lerngeschehen geht, müssen Studierende an die wissenschaftlichen Diskurspraktiken herangeführt werden. Weblogs können dafür das Mittel der Wahl sein. Die FHS St. Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit, wird ab kommendem Herbst Weblogs bereits in einer zweiten Generation nutzen.
Die Studierenden sollen nicht nur Grundlagen einer Theorie usw. kennenlernen. Vielmehr sollen sie in die Art und Weise eingeführt werden, wie Debatten um theoretische Fragestellungen geführt werden. Das wissenschaftliche Prinzip besteht darin, Argumente aus Argumenten zu gewinnen – und wer wissenschaftsorientiert arbeiten will, muss die dazu notwenigen Verfahren und Methoden beherrschen.
Die Möglichkeiten von Weblogs sind in schulischen Kontexten anders zu bewerten als unter wissenschaftsorientierten Bildungsbedingungen.
Wer stört hier wessen Party?
[hanno] Um mit dem Geständnis zu beginnen: Ich verstehe nichts – ganz und gar nichts – von Fussball. Weil Blogs dazu da sind, dass sich Leute wie ich über Geschehnisse äussern können, von denen sie nichts verstehen, kommentiere ich den aktuellen Fussballskandal. Es geht (natürlich) um das abgebrochene Spiel Inter gegen AC, um die Ausschreitungen von Fans. Als Folge der Zwischenfälle sollen nun Spiele ohne die Zuschauer stattfinden. Ich stelle mir dies als Strafe und Sicherheitsmassnahme zugleich vor. Aber wäre es nicht besser, statt auf die Zuschauer auf die Spieler zu verzichten? Denn eigentlich stören doch die Spieler die Party der Zuschauer – und nicht umgekehrt.
Technik und Denkart
Die grösste Schweizer Bank, die UBS, ist zurzeit daran, ihre informatische Plattform grundlegend neu zu gestalten. Gemäss Neuer Zürcher Zeitung (NZZ) dürfte es sich um eines der grössten Software-Entwicklung-Projekte handeln, die je in der Schweiz lanciert wurden. In der NZZ werden Projektverantwortliche interviewt (29.4.2005). Dabei macht Zoltan Majdik, einer der Verantwortlichen, eine bemerkenswerte Aussage:
Die grösste Herausforderung war nicht die Technik. Die grösste Herausforderung war, den Mitarbeitern eine neue Denkart zu vermitteln.
Die Frage ist in solchen Zusammenhängen – und nicht speziell bezogen auf das UBS-Projekt – wie das nötige Wissen in die Projekte kommt, um „Denkarten“ zu verändern. Arbeiten Fachleute der Sozialpsychologie, der Bildungswissenschaft oder Soziologie usw. mit? Was unumgänglich ist, ist Interdisziplinarität, die mehr ist, als eine Marketing-Aussage. Und genau an diesem Punkt beginnen die Probleme… Eine Antwort könnte lauten: Soziotechnik.
Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung…
Irrelevant, ganz und gar irrlevant
Wer die Berichterstattung über Weblogs in den Printmedien beobachtet, kann zwei Trends ausmachen. Zum einen werden Blogs als zweite Chance der Demokratisierung des Internets gesehen. Im anderen Fall werden Weblogs entwertet. Zu subjektiv und zu wenig ausgewogen seien die Texte, ohne relevante Inhalte eben. Persönlich schliesse ich mich der zweiten Deutung an. Weiterlesen
Was ist ein Weblog?
Die Schiffskapitäne hatten im Mittelalter Reiseberichte in Log-Büchern verfasst. „Weblogs“ sind eine Art von „Reisetagebüchern“. Nur: Es werden nicht Reisen über die Meere der Welt, sondern „Abenteuer“ (neue Erkenntnisse, neu gefundene Quellen, Hinweise usw.) beim Internet-Surfen dokumentiert. Oder es werden ganz einfach Tageserlebnisse zusammengetragen. Weiterlesen
Computer erschossen
Gewaltausbrüche gegen Computer kennzeichnen das Mensch-„Maschine“-Verhältnis, und zwar keineswegs selten. Der Standard berichtet: „Einer soziologischen Studie zu folge haben … 30 Prozent der User zumindest schon nach der Maus geschlagen, 1,5 Prozent der Nutzer gaben zu, den ganzen Monitor vom Tisch gestossen … zu haben.“ Zum Artikel im Der Standard…