Wer die Berichterstattung über Weblogs in den Printmedien beobachtet, kann zwei Trends ausmachen. Zum einen werden Blogs als zweite Chance der Demokratisierung des Internets gesehen. Im anderen Fall werden Weblogs entwertet. Zu subjektiv und zu wenig ausgewogen seien die Texte, ohne relevante Inhalte eben. Persönlich schliesse ich mich der zweiten Deutung an.

Doch umgekehrt: Darin liegt das Potenzial der Weblogs. Sie sind an den Prinzipien der „Subjektivität“ und Unausgewogenheit orientiert. Ihre Inhalte sind im Sinne des massenmedialen Relevanzbegriffs irrelevant. Erst wenn man bedenkt, dass diese massenmedialen Relevanzkriterien selbst zur Debatte stehen, wird ermessbar, wie wichtig diese Irrelevanz der Weblogs ist.

Zeitungen berichten von der Auslandreise des Aussenministers, einer Kabinettsumbildung, einer kleinkarierten Auseinandersetzung in der Opposition – oder noch besser: vom neuen Vertriebskonzept einer landwirtschaftlichen Genossenschaft. Mit Verlaub: In welcher Hinsicht soll das für mich relevant sein? Offensichtlich stellen sich vor allem Jugendliche diese Frage. Jugendliche lesen immer weniger Zeitung. Die Auflagenentwicklung der grossen deutschsprachigen Zeitungen spricht für sich.

Es gibt natürlich auch Blogger, die sich in der Konkurrenz zu journalistischen Genres beschreiben. Bei ihnen spielen Zugriffszahlen beispielsweise eine wichtige Rolle. Pointe verpasst, kann ich da nur einwerfen.

Ich bleibe dabei. Während die Zeitungen in der Regel überraschungsfrei funktionieren, aber „relevante“ Inhalte bieten, vermögen mich einige Blogs zu überraschen. Mit ihrem Mut zur Irrelevanz.

„Gerade habe ich nämlich bemerkt, dass das Wohnzimmerfenster neu von diesen farbigen Plastik-Margeriten geschmückt wird…“ (z. B.)