Kategorie: Soziotechnik

eInclusion in der Schweiz

Der Begriff ist auch in der Schweizer Politik verankert, spätestens seit 2007: einclusion. Unter diesem Label werden Partizipationschancen bzw. -defizite bei der Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) thematisiert.

„Der Bundesrat hat seit 1998 eine Strategie, die für die Informationsgesellschaft in der Schweiz grundlegend ist. Die Strategie betont, wie wichtig es ist, dass alle Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz Zugang zu den IKT haben und damit kompetent umgehen können“, ist auf der Website einclusion zu lesen.

Seit 2007 gibt es in der Schweiz das Netzwerk „Digitale Integration Schweiz“. Dieses Netzwerk hat einen Aktionsplan verfasst, der die unterschiedlichen Engagements strukturiert. Aktionsplan und weitere Infos sind unter einclusion.ch zu finden.

Aneignung von virtuellem Raum

Die Fachzeitschrift des Verbandes Curaviva widmet die aktuelle Nummer (Januar) dem Themenschwerpunkt Soziotechnik. Zu Wort kommt auch die FHS St.Gallen, Reto Eugster (Blogautor medienpraxis.ch), in einem Interview. Susanne Wenger führt durch das Gespräch. Titel des Artikels: „Menschen im Alter können nicht mit moderner Technik umgehen? Ein Vorurteil!“

Im Gespräch wird deutlich, dass nach wie vor so etwas wie ein „digitaler Generationengraben“ besteht. Zurzeit sind rund 96 Prozent der 14- bis 29-Jährigen online, bei den über 50-Jährigen sind es rund 40 Prozent. Bei der Generation „60plus“ sinkt der Anteil schliesslich unter 30 Prozent. Während 80 Prozent der jüngeren Nutzer aktiv bei Webcommunities mittun, sind es lediglich rund 8 Prozent bei den ältern. Deutliche Unterschiede zeigen sich bei der Art der Internet-Nutzung. Video-Services beispielsweise sind nach wie vor im Fokus jüngerer Anwender. (Quelle: ARD/ZDF Onlinestudie 2009)

Viele Gründe sprechen dafür, dass das Internet gerade für ältere Menschen die Chancen gelingender Alltagsbewältigung verbessert. Eingeschränkte Mobilität, Vereinsamungstendenzen, erschwerter Informationszugang: Mittels Internet könnten solche Hemmnisse relativiert und Partizipationschancen verbessert werden. Dazu bedarf es allerdings eines Know-how-Transfers. Die älteren Menschen müssen dabei unterstützt werden, sich „virtuelle Räume“ anzueigenen. Dieser Prozess ist zwar im Gange, er schreitet jedoch zögerlich voran. Die FHS St.Gallen versucht in der Moderationsrolle als Hochschule, diesen Prozess zu unterstützten.

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Ausschnitt aus dem Zeitschriftenausschnitt, Curaviva

Senioren-PC für alle?

Unter dem Label SimplicITy hat ein PC das Licht des Marktes erblickt, der das erfüllt, was die meisten User wollen: Er ist einfach zu bedienen. Allerdings ist diese Neuschöpfung für Senioren gedacht. Die anderen User sind nach wie vor und erbarmungslos mit zahllosen Untermenu-Punkten konfrontiert, wenn sie beispielsweise auch bloss rasch ein Mail versenden wollen. Obwohl mittlerweile klar ist, wie schwierig es ist, die Senioren als einheitliche Zielgruppe zu fassen, nehmen die Bemühungen nicht ab, für die fiktionale Grösse „Seniorenmarkt“ hochspezifische Produkte zu entwickeln. Was den Umgang mit Personal Computern betrifft, sind allerdings Geschlecht und Bildungsmilieu wichtiger als die pure Altersbestimmung. Hinzu kommt, dass ein „Seniorenleben“ wiederum in unterschiedliche Phasen und Konzepte der Alltagsgestaltung zu unterteilen wäre. Ein Senior in der Phase der Abhängigkeit (z. B. pflegebedürftig) hat andere Bedürfnisse als ein Senior im autonomen Rentenalter.

Digitaler Generationengraben

Reto Eugster ist gemeinsam mit Ueli Hagger Leiter des Masterstudiums Sozialinformatik (und Herausgeber des Sozialjournals). Ihn interessieren Fragen der Risiko- und Technikakzeptanz. In diesem Zusammenhang beschäftigt er sich mit der Bedeutung konkreter Nutzungssettings im Hinblick auf Technikskepsis und Technikakzeptanz. Der Begriff des Nutzungssettings bezeichnet die soziale Situation, in der „Technik“ zur Anwendung kommt. Im „Autonom“, der „offiziellen Zeitschrift des Seniorenverbandes Nordwestschweiz„, geht er auf Fragen ein. Kann von einem digitalen Generationengraben die Rede sein?

Reto Eugster: „Die Tramfahrkarte gibt es via Handy, der Bankschalter ist auf das Format eines Automaten geschrumpft, wer digital und günstig fotografieren will, muss über PC-Kenntnisse verfügen, um die Bilder zu verarbeiten, wer über kein E-Mail verfügt, wird für sein Kontaktverhalten finanziell bestraft usw. Dies führt natürlich zur Ausgrenzung vor allem der Hochaltrigen, die nach wie vor im Internet unterrepräsentiert sind.“

Zum vollständigen Interview (PDF)

Brauchen wir Seniorenprodukte?

Die Idee, so genannte Senioren-Handys im Markt zu etablieren, ist nicht neu. Secupoint beispielsweise bietet ein solches Handy an und hat sich in dieser Sparte Verdienste erworben. Aeusserlich fallen beispielsweise beim Modell Secu-B die grossen Tasten auf. Für meinen Geschmack wirkt dieses Modell betont „unsexy“. Das aktuelle Modell wird speziell den Erwartungen Hörbehindeter gerecht. Es stellt sich allerdings die (nicht neue) Frage, inwieweit die Bedürfnisse der Seniorinnen und Senioren bei Produkteentwicklungen insgesamt berücksichtigt werden können und sollen. Weiterlesen

Computer für den „grauen Markt“

Fujitsu Siemens Computing hat einen Computer vorgestellt, der speziell für den „grauen Markt“, also für Seniorinnen und Senioren, gedacht ist. Das System soll über die Funktionalität eines modernen Computers verfügen, jedoch mit speziellen Unterstützungen aufwarten. Jedem Anwendungsbereich ist eine Farbe zugeteilt und mit einer Art Leitsystem wird der User durch die konkrete Anwendung gelenkt. Die unterschiedlichen Farbbereiche sind an der Tastatur zu finden. Bei der Wahl der Software habe man überdies auf einfache Bedienbarkeit geachtet, erläutert der Hersteller. Das System wird SimpLiCo genannt und basiert auf Linux.

Die Grauen als Webaktivisten

Das Kompetennzentrum Technik, Diversity, Chancengleichheit hat im Auftrag von Intel GmbH eine Studie mit 1120 Silversurfern durchgeführt. Ergebnis: Die älteren Menschen sind mitnichten als Internet-Muffel zu qualifizieren. Aus dem Text zur Studie von 50plus-ans-Netz.de:

„Mit wachsenden Internet-Kenntnissen steigt der Grad der täglichen Nutzung: 79 Prozent der Befragten surfen täglich, weitere 17 Prozent mindestens einmal die Woche. Dabei stehen das Surfen an sich (93 Prozent), das Schreiben von Texten (91 Prozent), E-Mail (86 Prozent) und Bildbearbeitung (72 Prozent) im Mittelpunkt.“

Die Grauen legen Wert auf die technische Ausstattung und lernen vor allem im Selbststudium den Umgang mit den informatischen Mitteln. Den Anschluss an das Internet zu verpassen, bedeutet, von gesellschaftlichen Ausschlussrisiken bedroht zu sein. Vor diesem Hintergrund sind die Ergebnisse der Studie speziell positiv zu sehen. (Siehe auch Jobblog)

Endlich barrierefrei zum Führerschein

Auch Menschen mit einer Behinderung können neu den Computerführerschein ECDL – European Computer Driving License – erwerben. Alle Module des Lehrgangs sind nun barrierefrei zugänglich. Dies entspricht einer bereits seit längerem vorgetragenen Forderung von Betroffenenorganisationen. Auch Seniorinnen und Senioren sollen damit erleichtert Zugang zu Lernoptionen erhalten. (Quellen: Heise und ECDL)