Kolumnische Bemerkung: Wenn ich etwas ausgesprochen nicht mag, dann sind es Powerpoint-Referate. Habe ich „Referate“ gesagt? Es handelt sich doch wohl eher um Stich- und Schlagwort-Sammlungen. (Es soll nun niemand argumentieren, es gebe gute und schlecht gemachte Powerpoint-Referate. Das ist zwar nicht ganz falsch, hebt aber das Problem nicht auf.) Nun ist bei Spiegel-Online und im Wiener STANDARD zu lesen, weshalb mein Missmut begründet ist: „Menschliches Hirn fängt mit Powerpoint wenig an“. Weiter beim STANDARD…
Kategorie: Kolumne
Zu kleine Füsse: Radio statt Blogging?
Wieder einmal geistert Statistik-Output durchs Netz, völlig elternlos quellenlos und ohne die Möglichkeit, der methodenkritischen Betrachtung: 8 Prozent der Deutschen haben zu kleine Füsse, 8 Prozent benutzen beim Spaziergang die linke Strassenseite nicht, 8 Prozent der Deutschen bloggen, wohingegen 21 Prozent das Webradio beutzen. Das Webradio? Wie bitte? Wissen 21 Prozent der Deutschen überhaupt, was ein „Webradio“ ist? Oder nuten von denen, die eh das Internet nutzen, 21 Prozent…? Dei „Details“…
„Ich lehne die Auszeichnung offiziell ab“
Das US-Magazin Time wählt jeweils die Person des Jahres. Ein traditionsreiches Medienritual zum Jahreswechsel.
1938 war es Adolf Hilter. 2004 wurde George W. Bush geehrt, dann folgte im letzten Jahr Bill Gates. Auch Chomeini brachte es zu diesem Time-Erfolg (1979). Die Reihe der Geehrten ist schillernd – und mehr als das: Sie ist insgesamt fragwürdig. In diesem Jahr aber werden du und ich gewürdigt. Eine besonders originelle Idee hat sich das US-Magazin Time zum Jahresabschluss 2006 einfallen lassen. In diesem Jahr wird als „Person des Jahres“ der Internet-User schlechthin gefeiert. Denn wir haben viel geleistet in diesem Jahr: So manchen ADSL-Ausfall überdauert (Schweiz), das Ensemble aller Beta-Versionen als Web 2.0 akzeptiert, bei Wikipedia Fronarbeit geleistet und unsere Blogs regelmässig gefüttert. Kurzum: Wir haben es verdient, Person des Jahres zu werden. Ob wir uns aber in diese Geehrtenreihe einfügen wollen? Ich für mich lehne die Auszeichnung hiermit offiziell ab.
Fernuniversität für Terroristen
Fernuniversität und Trainingscamp zugleich sei das Internet für Terroristen, sagte Innenminister Schäuble heute in Berlin. Fakt ist, dass das Internet auch Fernuniversität und Trainingscamp für Lebensretter, Nobelpreisträger, Priester, Seniorengruppen, Krebsforscher, lerngehemmte Jugendliche, Tierschützer, Pilzsammler, Börsenmakler, Jugend-Forscht-Studenten, Bibelgruppen – ja sogar für Politiker ist. Das Internet streut Chancen und Gefahren gleichzeitig. Und das eine ist nicht ohne das andere zu haben. Dies ist die Ausgangslage, die sich für Medienpolitik stellt. Verteufelungen und billiger Kulturpessimismus mögen der Politik genügen. Diese Bescheidenheit ist nicht neu. Es gehört aber zum Wesen schlechter Argumente, dass sich durch ständiges Wiederholen nicht besser werden.
Und die Investoren?
StudiVZ ist weiterhin unter öffentlichem Druck. Diesen Eindruck bekommt, wer sich den Blog-Nachrichten regelmässig widmet (z. B. bei Basicthinking, Arno Klein, Spreeblick). Das Studierendenverzeichnis wird jedoch nicht nur in der Blogszene heftig kritisiert, auch Heise Newsticker widmet sich heute den StudiVZ-Turbulenzen. Falls die Sachlage von Don korrekt dargestellt ist, stehen schwerwiegende Probleme an. Auch der zuständige Datenschutz soll sich inzwischen eingeschaltet haben und an einer Stellungnahme interessiert sein, schreibt Heise.
Eine zentrale Frage ist in den bisherigen Meldungen zu kurz gekommen. Ich schiebe sie hier nach. Wie konkret prüfen Investoren – immerhin Holtzbrinck – ihre Engagements? Ich bin gespannt, ob es in den nächsten Tagen (und Wochen) klare Antworten auf diese klare Frage geben wird.
Pikantes Detail: In Rom, Paris und Barcelona nutzt StudiVZ gemäss eigenen Angaben die selben Anschriften wie die „grösste Online-Partneragentur“ Parship. Nein, es bestünde „keinerlei Geschäftsbeziehungen“ zwischen StudiVZ und Parship. Auch Daten seien nie ausgetauscht worden, ist im StudiVZ-Blog zu lesen. Ob dies Art der Nicht-Verbindung dem Image des renommierten Kontaktvermittlers Parship auf Dauer bekommt, ist damit nicht beantwortet.
Klack!
Das hier kommt dem Genre der Liebeserklärung nahe. Ziel dieses Liebesgeständnisses ist – jetzt bloss nicht erschrecken! – meine alte, schwere, grauen IBM-Tastatur. Gekauft habe ich sie 1987. Sie ist vermutlich zweimal so schwer wie mein neues Notebook und unter bakteriologischen Kriterien betrachtet längst zum Problem geworden. Doch was begründet die Innigkeit meines Verhältnisses zur Tastatur, abgesehen davon, dass ich sie täglich während Stunden betaste?
Es ist eine Tastatur, die dem Schreiben den Status des Handwerks verleiht. „Klack“, ein Buchstabe ist gesetzt und „klack“, der nächste Buchstabe hinzugefügt. Da wackelt und lottert nichts. Metall schlägt auf Metall. Fingerkraft ist gefordert.
Anstrenung ist es, das Texten, und diese Anstrengung findet ihren Ausdruck im Traktieren der Tastatur. Schier unverrückbar liegt die IBM-Tastatur seit Jahren auf meinem Schreibtisch und während sich rundherum alles verändert hat, ist sie geblieben. Es scheint, als wäre sie das Zentrum des informatischen Home System und alles andere – der Chip, der Arbeitsspeicher, der Bildschirm, die Laufwerke, der Drucker, das Betriebssystem usw. – nichts weiter als rasch wechselnde Peripherie.
Solche Tastaturkraftpakete werden nicht mehr gebaut. Sage mir mal jemand, der mehr als ich von der Thematik versteht, warum sich dieses Tastaturparadigma nicht durchzusetzen vermochte…
Demografische Trends werden unterschätzt
Zurzeit mangelt es nur sektoriell an qualifizierten Arbeitskräften. Doch dies wird sich im Zuge der demografischen Entwicklung ändern, für einige rascher als erwartet. Bald wird die Suche nach geeigneten Arbeitskräften das vordringliche Thema erfolgreicher Unternehmen sein. Ungeachtet dieser mittelfristigen Entwicklungen funktioniert die Telekommunikationsbranche nach dem Prinzip Kurzfristigkeit. Dort leistet man es sich weiterhin, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen ab 40 für alt zu halten. Aus den Zitaten des Managers Jürgen Tenckhoff im Heise-Artikel wird meines Erachtens klar: Viele Manger leben im falschen Film, weil sie die demografischen Entwicklungen schlicht unterschätzen.
Gates auf Platz eins
Eine Rangliste führt Bill Gates verlässlich an, zum 14. Mal in Folge: die Reichtumsliste. Auf 53 Milliarden Dollar hat es der Mann gebracht, an den wir uns bei jedem DOS-Start erinnerten (…) und der uns inzwischen aus verschiedenen Fenstern zuwinkt („Problembericht senden“). Wie auch immer, reich ist er geworden, reicher als beispielsweise der Investor Warren Buffet, der sich mit 76 Jahren entschieden hat, 85 Prozent des Vermögens (46 Milliarden Dollar) zu spenden, wobei dies vorerst seine Ankündigung bleibt.