Kategorie: Kolumne

Der wahre Preis

Kommentar: Was der wahre Preis für Gratis-Software sei und ob Schulen überhaupt noch für Software zahlen sollten, fragt sich Martin Hofmann in seinem Edu-Blog. Zwei berechtigte Fragen, finde ich. Hofmann stellt in diesem Zusammenhang das Google Pack der Windows Live Suite gegenüber. Wir leben in der Ausnahmesituation, die dadurch geprägt ist, dass die Zone der gegenwärtig relevanten Technologien von zwei Riesen dominiert wird, Google und Microsoft. Die Konkurrenz zwischen diesen beiden führt zu Ideologisierungen und vor allem zu „Marktverzerrungen“. Für den User wird der Zusammenhang zwischen Leistung, Kosten und Bezahlung undurchsichtig. Ein letztlich folgenschwerer Sachverhalt. Im Weiteren wird der User nun automatisch zur Partei. Im Nutzen oder Nichtnutzen von Tools gibt er seine Stimme ab. Vielleicht ist es besser, von Religionsgemeinschaften als von Parteien zu sprechen. Denn man kann Hofmanns Fragen vermutlich nur noch über den Umweg in die Metaphysik beantworten. Die Diagnosen beginnen dann mit: Ich glaube, dass…

Update (aufgrund des Kommentars von tesso). Zur Übersicht die beiden wichtigen Links von Google:

Google Produkte
Google Pack

Reaktion von Microsoft

Ein Kommentar

Open-Source-Software ist nicht einfach „Gratis-Software“. Von Microsoft, so spekulieren Medien in den letzten Tagen, wird es bald Gratis-Software geben – oder genauer: eine werbefinanzierte Version von Works. Diese Entwicklung zeigt, dass Microsoft die Konkurrenz, zum Beispiel von OpenOffice, durchaus ernst nimmt – oder genauer: ernst nehmen muss. Ob die Rechnung für den Marktleader aufgehen wird, bleibt abzuwarten. Werbeeinblendungen sind im Spam-Zeitalter nicht eben beliebt. Anderseits hat Microsoft gemäss Presseberichten zurzeit Schwierigkeiten, die Pläne zu Formatstandardisierung zu realisieren. Dies dürfte für die Marktentwicklung im Bereich der Bürosuiten entscheidender sein.

Drängen sich Katholiken vor?

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[tokka] Das Verhältnis zwischen der Katholischen und der Evangelischen Kirche in der Schweiz ist überlicherweise nicht Gegenstand dieses Weblogs. Doch es gibt besondere Ereignisse, zum Beispiel die Wahl des konservativen Vitus Huonder zum Churer Bischof. Huonder verdankt seine Karriere wesentlich dem Vorvorgänger Haas.

Wer bei google.ch die Suchsyntax „evangelische kirche schweiz“ eintippt, trifft nicht wie erwartet auf die Evangelische Kirche, sondern auf die Katholische, auf kath.ch. Besser kann der Anspruch, die „einzig wahre Kirche“ zu sein, zu Zeiten des Internets nicht symbolisiert werden.

Stand 10.7.2007 (23.30 Uhr)

Die Bahn blokt!

Der „allererste“ Bahn-„Bloker der Schweiz“ heisst Bruno Lämmli, wie nun via SBB, den Schweizerischen Bundesbahnen, zu erfahren ist. Lokomativführer Lämmli ist für die Web-Engagierten Bähnler kein Unbekannter. Er bietet unter www.lokifahrer.ch bereits seit Jahren gut aufbereitete Informationen für Bahninteressierte und „Loki-Verrückte“ an. Das neue Event-Blog zur Messe transport logistic 2007 wird von der Bahn – von SBB Cargo – gesponsert. Cargo-Blog nennt sich das neue Angebot.

Wer nun denkt, in einem solchen Blog sei Brisanz kaum erzeugbar, der täuscht sich gewaltig. Spätestens bei folgender Textstelle freue ich mich über die Leichtfüssigkeit, mit der hier provoziert wird (am 4.6.2007):

„Wenn ein Flugzeug in der Luft ist, dann kann es relativ ungestört fliegen. Wenn einer unserer Züge den Bahnhof verlässt, dann fangen für uns die Herausforderungen erst an. Denn die Bahntransporte sind allen möglichen Unwägbarkeiten ausgesetzt: Dazu gehören Einwirkungen der Natur, wie Stürme und Gewitter, aber auch Weichenstörungen oder Unfälle.

Aha!

Da Flugzeuge über den Stürmen fliegen, Flugstrassen wenig beflogen und Flugunfälle inexistent sind, kann es so kompliziert wohl nicht sein, einige Tonnen am Himmel zu bewegen. Ist das nun wieder dieser altbewährte Bähnler-Humor?

Oder sind die Überlegungen des Bahn-„Blokers“ am Ende doch nachvollziehbar: Wenn ich unterwegs bin, habe ich nicht selten das Gefühl, die Fliegerei sei technologisch gesehen eine simple Sache, jedenfalls im Vergleich zur Herausforderung, Züge in Gang zu setzen. Unter vernünftigem Kostenaufwand.

Digitale Unterschrift, aber…

Die Schweizer Post bietet seit rund einem Monat die elektronische Unterschrift an. Wie der Presse zu entnehmen ist, sind jedoch – insbesondere für Private – hohe Hürden gesetzt. Gemäss pressetext kostet der Start 90 Franken. Für die Nutzung fallen weitere – und nicht gerade geringe – Gebühren an. Schweizweit kann eine Registrierung nur bei 42 Stellen erfolgen und das Verfahren ist meines Erachtens (zu) kompliziert. Die Post verweist im Zusammenhang mit dieser Neueinführung auf die E-Government-Strategie des Bundes. Kein unpassendes Stichwort, zugegeben. Aber einmal mehr wird sichtbar, wie wenig Administrationen und Politik in der Lage sind, Potenziale „neuer Medien“ auszuschöpfen. Die Angebote sind zu kompliziert in der Handhabung, mit zu hohem Verfahrensaufwand verbunden und letztlich zu teuer. Eine Breitenwirkung wird auf diese Weise verhindert. „E-Government-Strategie“: E-Government-Praxis? Wie sieht es mit den konkreten Zahlen aus? Welche Angebote finden heute breite Beachtung? Wie ist es um die Relation zwischen Aufwand und Ertrag bestellt? Wie wird bei solchen Projekten mit technologisch induzierten sozialen Ausschlussrisiken umgegangen?

„Silicon Valley in Switzerland“

Die CVP profiliert sich in Richtung schöne neue Medienwelt. Dazu gehört die Präsenz an der Orbit in Zürich. Doch wenn man die Unterlagen genau liest, wird klar: Ohne den altbewährten „Kulturpessimismus“ geht es bei der CVP nicht. Wenn es um neue Medien geht, ist die Verbindung zu Internetkriminalität und Cybercops bei der CVP rasch – zu rasch – vollzogen. Bundesrat Blocher wird kritisiert, die Internetkriminalität nicht ausreichend zu bekämpfen. Aus Gründen der Fairness muss beigefügt werden: Solche Argumentationsfiguren sind typisch für das politische Geschäft insgesamt: Wo Ängste sind, sehen Politiker die Chance zur Profilierung…

Abgesehen davon lanciert die CVP auch eine Petition „Weniger Bürokratie – mehr elektronische Dienstleistungen!“ und will sich für den Ausbau von E-Government in der Schweiz einsetzen.

Offen bleibt die Frage: Wer setzt sich in der Schweiz für ein offenes Internet ein, in dem die Privatsphäre geschützt wird und die Potenziale der gesellschaftlichen Teilhabe- und Teilnahmechancen tatsächlich genutzt werden? Keine einfache Aufgabe, ich weiss.

Googles Psychologie

Nun treibt Google den Datenschutzsensiblen dieser Welt wieder einmal den puren Schweiss auf die Stirn: Google reicht gerade ein Patent für eine Methode ein, mit der sich „psychologische Profile von Millionen Menschen“ (Heise) erzeugen lassen. Dass das Online-Verhalten einiges über Person und Persönlichkeit des Users aussagt, ist klar. Dass damit „Psychologie“ betrieben werden kann, ist ebenfalls nachvollziehbar. Und Google verfügt über die „richtigen“ Informationen, um systematisch und breit entsprechende Methoden zu testen. Wissenschaftlich gesehen bleiben doch viele Fragen offen. Nicht alles, was nach einem psychologischen Test aussieht, sagt viel über den Testkandidaten aus. Oft wird mit solchen Verfahren mehr über die Psychologie selbst ausgesagt. (Quelle: Heise)

Fehlentscheidungen – und die Folgen

Zahlreiche Verlage – auch namhafte – leiden im Online-Geschäft unter den Folgen strategischen Fehlentscheidungen

Technologie und Kultur: Beides beeinflusst sich gegenseitig. Eine Erkenntnis, die nicht neu ist. Dass Verlagshäuser oft von einer Unternehmenskultur geprägt sind, die sich zurzeit des Buchdrucks entwickelt hat, vermag ebenfalls nicht zu überraschen. Jedenfalls erklärt dies, weshalb Verlage just in der Zeit, als das Internet an Bedeutung gewann, ihre Online-Projekte finanziell beschnitten. Das dies ein grober strategischer Fehler war, hat sich in den Verlagshäusern mittlerweile herum gesprochen. Spiegel Online hingegen hat sich insgesamt kontinuierlich entwickelt und ist früh – 1994 – eingestigen. Das Ergebnis lässt sich sehen. Zwölf Millionen Seitenaufrufen pro Tag kann Spiegel Online verbuchen, wie Heise berichtet. Damit hat Spiegel Online eine Leitfunktion übernommen.

Stellvertretend Berlin beobachtet

Wenn wir schon beim Grimme-Online-Award sind: Vom Konzept her hat mich WatchBerlin überzeugt. Eine spannende Art, sich mit einem Sozialraum, seinem Lebensraum, zu beschäftigen. Zugegeben, das aktuell aufgeschaltete Wort zum Samstag – es geht um nichts wengier als Hass – verstehe ich als Karikatur aller Worte zum Samstag und aller Worte zum Sonntag zugleich. Ein Genre, das einem ganz schön auf den Wecker gehen kann…

Mangel an Freiheit?

In diesen Tagen ist viel über das Projekt einer Open-Source-Suchmaschine zu lesen. Das Projekt hört auf den Namen WikiaSearch. Jimmy Wales wird im Zuammenhang mit diesem Vorhaben gerne zitiert – und wer nun glaubt, es gehe um eine neue Suchtechnologie oder -konzeption, der irrt sich. Es geht um mehr: Es geht um eine Revolution, wie bei den Initianten zu lesen ist. Ideologien prägen die Webszenen, das ist keine originelle Feststellung: Aber hier wird doch etwas (zu) dick aufgetragen. Im O-Ton:

„Das Recherchieren von Informationen ist eine grundlegende Technologie des Internets. Leider sind Recherchen aber derzeit nur mit Einschränkungen möglich. Warum gibt es diese Einschränkungen? Es gibt sie aus den gleichen Gründen, die wir auch bei proprietärer Software vorfinden: Mangel an Freiheit, Mangel an gemeinschaftlicher Arbeit, Mangel an Verantwortung, Mangel an Transparenz.“

Oder:

„So wie die Wikipedia unser Denken über Wissen und Enzyklopädien revolutioniert hat, haben wir nunmehr die Chance, unser Denken bezüglich der Suche nach Informationen zu revolutionieren.“

An der grossen Geste jedenfalls mangelt es den WikiSearchern nicht. Tipp: Revolutionsbegriff bei Wikipedia konsultieren. Siehe auch Edublog-PHR