Kategorie: Debatte

Totengebete und Facebook-Likes?

Sterben und Tod: Im Zuge veränderter Mediennutzung wandeln sich auch Formen des Trauerns. Prof. Dr. Reto Eugster im Gespräch mit Claudia Deuber über die Medialisierung des Trauerns. (Foto: Reto Eugster, fotografiert von Bodo Rüedi, Foto FHS St.Gallen)

Was ist typisch für die Art, wie heute mit Sterben und Tod umgegangen wird?
Der Umgang mit Sterben und Tod unterliegt dem gesellschaftlichen Wandel. Während die Vorstellungen von Sterben und Tod vom frühen Mittelalter bis hinein ins 18. Jahr­hundert weitgehend religiös „gezähmt“ waren, erleben wir heute ihre Psychisierung und Ästhetisie­rung. Der Tod ist nichts mehr, was uns „schicksalhaft“ ereilt, dem wir uns ergeben, sondern ist eine Zu­mutung, die der medialen Skandalisierung bedarf.

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Twitter, das „falsche“ Facebook?

Für Twitter-Puristen ein Graus. Was Facebook zu oft ungeniessbar macht, soll nun uns Twitter-Aktivisten blühen: Schüleraufsätze von Erwachsenen für Erwachsene. Eben das “klassische” Facebook-Genre.

Bislang schützte bei Twitter die 140-Zeichen-Beschränkung vor der Entfaltung dieses Formates. Neu müssen wir mit 10.000 Zeichen starken Tweets rechnen. Etwas in 140 Zeichen auf den Punkt zu bringen, verlangt einen bemerkenswerten Umgang mit Sprache. Hie und da und bestenfalls hat sich die Twitter-Sprachsphäre als Raum für knifflige Sprachspiele erwiesen.

Immer mehr verliert Twitter den “Markenkern”, um es modisch auszudrücken. Meines Erachtens entwickelt sich Twitter in die falsche Richtung. Sich dem Hauptkonkurrenten weiter anzupassen, zeugt von einer Defensivstrategie. Twitter hat als kleines Facebook keine Chance.

Schutzbedürftigkeit von Daten

Auch im privaten Bereich divergieren Datenschutzbedürfnisse von Person und Person und schliesslich gilt auch hier die Klassifikation des Datenschutzes. Demnach wird die Schutzbedürftigkeit von Information in Klassen abgebildet, wobei unterschiedliche Klassifizierungsmodelle bekannt sind. Weiterlesen

Mail-dominierte Kulturen werden zum Problem

Workshop-Notiz

Mail-getriebene Organisationen sind oft unfähig, sich zu fokussieren. Bearbeitet wird, was ansteht. Im elektronischen Postfach glaubt man zu finden, was es zu tun gelte. Das Problem ist erkannt, verschiedene Anbieter, beispielsweise Google mit Inbox, bieten neue Funktionen an, um Mails automatisch (und mehr oder weniger intelligent) zu priorisieren. Die Nutzung solcher neuer Tools ist eine Variante, kann ein Lösungsversuch sein. Weiterlesen

Neun Quatschbehauptungen

Ungezählt sind die „Medienberater“, Social-Media-Experten, Netzspezialisten usw. Weniger breit ist das Repertoire der Quatsch-Behauptungen, denen wir uns durch sie ausgesetzt sehen. Hier meine favorisierten Quatschbehauptungen, denen wissenschaftliche Fundierung fehlt. Eine Polemik: Weiterlesen

Twitter-Handwerk

Persönliche Tipps und Tricks für engageierte Einsteigerinnen und Einsteiger, zur Diskussion; aufgezeichnet im Anschluss an den Twitter-Workshop vom 21.2.2014, Blogwerkstatt St.Gallen

Von Reto Eugster

„Kante zeigen“: Formuliere die eigene Meinung, zeige Profil (Aalglattes gibt es auch bei Twitter genug), Ja, sich zu exponieren, ist unter Umständen riskant. Doch die freie Meinungsäusserung ist ein Recht, das nur Bestand hat, solange es praktiziert wird. Lass dich von Social-Media-Gaffern, die prüfen, ob du dich korrekt verhältst, ohne sich selber einzubringen, nicht ablenken.

Kränkungen ausagieren, Konflikte lösen, Abrechnungen starten: niemals via Twitter. Twitter ist ungeeignet für kommunikative Micropolitik. Twitter-Kommunikation tendiert zur Eskalation. Schriftlichkeit (Sequenzialität), Zeichenbeschränkung und Twitter-Kultur sind ein Gemisch, das die Konfliktexpansion befeuert.

Wenn du beleidigt, gekränkt usw. wirst: Tritt heraus aus der Interaktion (= schweigen, blockieren…). Ein Mehr an Kommunikation führt nicht zu einem Mehr an Verständnis. Mühe dich nicht mit stilloser Kommunikation ab. Es gibt ausreichend „Twitter-Aestheten“ ;). Wende dich ihnen zu.

Twitter-Kommunikation kann als eigenes literarisches Genre gesehen werden. Die kunsthandwerkliche Basis dieses Genres besteht darin, prägnant und doch differenziert zu formulieren, wobei die Mehrdeutigkeit die entstehen kann, den Charme des Twitterns ausmacht. Kurzum: Es könnte dir helfen, Twitter als literarisches Spiel zu sehen.

Tweets nicht aus der Schrotflinte: poste nicht bündelweise Tweets, das kann auch engagierte Follower überfordern. Denke daran, dass Tweets auf unterschiedlichen Devices gelesen werden.

Reagiere auf Fragen, Anregungen, Hinweise usw. Mische dich ein in Diskussionen, die dich betreffen.

Wenn dir jemand erklärt, was die „richtigen Inhalte“ seien, die du posten sollest: Vergiss es. Wenn du „Katzencontent“ magst, nur zu. Du willst deine Interessen zugespitzt signalisieren, weshalb nicht? Du sagst per Twitter, dass du nichts zu sagen hast: was solls. Schaffe dir dein eigenes Content-Profil, deine Twitter-Persönlichkeit (nicht zu verwechseln mit anderen Persönlichkeitsansprüchen..).

Halte durch: Um dir ein Follower-Umfeld zu erarbeiten, das deinen Erwartungen entspricht, braucht es bei Twitter, wie im „richtigen Leben“ ;) Zeit. Halte zwei Jahre durch und wage erst nach einem Jahr die erste Zwischenbilanz.

Wenn du Quellen nutzest, Inhalte aus Tweets beziehst: kennzeichne die Beiträge anderer als „RT“ (Retweet). Reagiere auf das, was dich inspiriert.