Medienpraxis.ch

„Alle Blogger sind Exhibitionisten“

Wie man sein Blogs in die vorderen Plätze der Statistiken treibt? Nicht ganz (aber doch irgendwie) ernst gemeinte Tipps aus einem Schweizer Blogclan:

Erstens: Klar, eine gute Konzeptidee verspricht einiges. Das Bildblog könnte als Beispiel dafür dienen. Schon der Bezugspunkt des Blogs, die Bild-Zeitung, ist auf die Masse hin angelegt. Und Stoff bietet das Original genug…

Zweitens: Angriffigkeit wird belohnt. Vor allem ein Angriff auf die Selbstverständnisse des Bloggens (des Bloggers) kann Frequenz bringen. Es bilden sich sofort Fraktionen, die gegenseitig auf sich aufmerksam machen, sich abgrenzen oder zuwinken. Ich denke dabei an einen Artikel wie: Stoppt die Blog-Exhibitionisten!. Angriffigkeit ist auch gekoppelt an die Möglichkeit, mit prägnanten Schlagzeilen aufzutreten. „Alle Blogger sind Exhibitionisten“, wäre ein solches Beispiel.

Drittens: Themen, die Medienschaffende oder Medien-Hobbyisten interessieren, finden die beste Resonanz. Jedenfalls kann man wissenschaftliche Inhaltsanalysen auf diese Weise deuten. (Die Wissenschaflter unter uns mögen mir die unzulässige Vereinfachung verzeihen.)

Viertens:
Wenn es hie und da einen Verweis auf eine Webseite gibt, bei der etwas downloadbar ist, schadet das nie.

Fünftens: Wer Präsenz in anderen Blogs markiert, z. B. durch regelmässiges Kommentieren, wird stärker wahrgenommen. Zudem entsteht eine Art unausgesprochene Gegenseitigkeitsverpflichtung. Dies gilt auch für Blogroll-Einträge. Es lohnt sich, in dieser Hinsicht grosszügig zu sein.

Sechstens: Schau, dass du in einem „klassischen Medium“ hie und da genannt wirst. Eine Nennung im Spiegel , in der Neuen Züricher Zeitung oder im österreichischen Standard ist besonders hilfreich, wenn auch schwierig zu erreichen.

Siebtens: Ganz grundsätzlich lohnt es sich, dem Blog ein unverkennbares thematisches Profil zu geben. Die User müssen wissen, was sie erwartet, wenn sie das Blog besuchen. Sie kommen dann öfters. Der Anteil der User, die etwas Konkretes suchen, ist bedeutend grösser als der Anteil der „Zufalls-Surfer“.

Achtens: Die Idee, die (aktive) Teilnahme an Konferenzen, Kongressen, Tagungen usw. würde die Frequenz verbessern, wird sich nicht als realistisch erweisen. Der Erfolg hängt vor allem von Massnahmen der Webpromotion ab. Mit Face-to-Face ist da nichts zu machen.

Neuntens: So wie man sich zu Beginn nicht erklären kann, weshalb das Blog so wenig Beachtung findet, so kann man sich mit der Zeit nicht mehr erklären, weshalb das Blog so viel Beachtung findet. Rechne mit diesem Kippphänomen: Erfolg steigert die Chance des weiteren Erfolgs…

Man kann dies alles – aus guten Gründen übrigens – unberücksichtigt lassen – und das Bloggen schlicht und einfach als spassige Freizeitbeschäftigung sehen. Das ist vermutlich die beste Empfehlung für viele Blogger: Blogspass bleibt hier als Stichwort. Nichts als Blogspass.

9 Kommentare

  1. @klee
    … Wirklich? … Nee, glaub ich nicht. Oder doch? Filter neu einstellen lassen.

  2. Sorgt etwa dieses eine scheussliche Wort Ex**bitionismus dafür, dass wir das Blog in der Schule nicht mehr aufstarten können?

  3. oder in der Handelszeitung!

  4. wenn man eine idee verwirklicht ist es wichtig zu den ersten zu gehören. dann hat man die bessere chance bekannt zu werden.heute machen alle die medienblogs der ersten stunde nach.

  5. Am Mut, einen solchen Tipp zu veröffentlichen würde es nicht fehlen. Ich sehe auch nirgends eine Mutprobe… Aber ich bin überzeugt, dass eine Orientierung an bekannten Bloggern nicht so viel bringt wie die Berücksichtigung der Tipps 1 bis 9.

  6. Satire und doch nicht Satire. Die erfahrenen Blogger könnten dafür sorgen, dass auch unbekannte Blogs eine Chance haben. Dann würde nicht nur die meisten verlinkten oder angeklickten Weblogs eine Bühne kriegen, sondern auch zufällig ausgewählte, neue Blogs. Geht es weiter wie bisher, verarmt die Szene irgendwann. Gibt es hier Ideen?

  7. Tipp Nr. 2 hat hier schon mal funktioniert. Ohne den angriffigen Titel wäre ich bei blog.ch nie über den Artikel gestolpert. Sieh da, da redet jemand über Menschen wie mich!
    Ganz abgesehen davon ist das Bloggen an sich ein Phänomen und ein interessantes Experimentierfeld zur Beobachtung menschlicher Bedürfnisse bezüglich Beachtung, Wahrnehmung und Selbstdarstellung.
    Thinkabout

  8. Zu einem Tipp hattet ihr den Mut nicht. Dieser lautet: Verstehe dich gut mit den Blogzaren, dann wirst du dort zitiert und das bringt die beste Beachtung.