Am 11. November 2008 findet in Wil (Ostschweiz) die erste Ostschweizer Soziotech-Tagung statt (Beginn 13.30 Uhr, unmittelbar beim Bahnhof). Die Mensch-Technik-Schnittstelle steht im Mittelpunkt eines Programms, das unterschiedliche Aspekte berücksichtigt. Die Veranstalter, drei Institute der FHS St. Gallen, sehen die Aufgabe der interdisziplinären Hochschule darin, zwischen Entwickler-, Hersteller- und Nutzerinteressen zu vermitteln. Die Tagung bietet einem breiten Publikum Einblick in Problemstellungen der Soziotechnik. Weshalb ist die Welt der Technik für Nutzer oft zu kompliziert gestaltet? Welche Schritte hin zu mehr Anwendungsfreundlichkeit stehen an? Fünf Gratiseintritte gibt es unter: blick.richtung-at-gmail.com.
Schlagwort: eInclusion
„Morgen ist anders…“
Mensch und Technik, eine anspruchsvolle Kombination. Die interdisziplinäre Hochschule FHS St. Gallen vermittelt zwischen Nutzern und Entwicklern technischer Produkte. Gerade eine Hochschule im interdisziplinären Format ist dafür besonders geeignet. Am 11.11.2008, 13.30 bis 17.30 Uhr, findet die Soziotechnik-Tagung in Wil (SG) statt, die diesem Ziel dient. Der Titel ist Programm: „Morgen ist anders…“ Veranstaltet der Anlass von drei Instituten der FHS St. Gallen.
Besonders interessant ist das „Format“ des Events: Es werden nicht Referate hintereinander abgespult, sondern es finden so genannte Micro-Workshops statt. In Kleingruppen erhalten die Teilnehmenden Kurz-Inputs von Fachleuten – und können Fragen direkt diskutieren. Zudem haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich das Programm teilweise selber zusammen zu stellen. Sie können aus einem Angebot von Mircro-Workshops auswählen. Vertreten sind beispielsweise die Firmen Namics und Geberit.
Kontaktperson: Reto Eugster
Digitaler Generationengraben
Reto Eugster ist gemeinsam mit Ueli Hagger Leiter des Masterstudiums Sozialinformatik (und Herausgeber des Sozialjournals). Ihn interessieren Fragen der Risiko- und Technikakzeptanz. In diesem Zusammenhang beschäftigt er sich mit der Bedeutung konkreter Nutzungssettings im Hinblick auf Technikskepsis und Technikakzeptanz. Der Begriff des Nutzungssettings bezeichnet die soziale Situation, in der „Technik“ zur Anwendung kommt. Im „Autonom“, der „offiziellen Zeitschrift des Seniorenverbandes Nordwestschweiz„, geht er auf Fragen ein. Kann von einem digitalen Generationengraben die Rede sein?
Reto Eugster: „Die Tramfahrkarte gibt es via Handy, der Bankschalter ist auf das Format eines Automaten geschrumpft, wer digital und günstig fotografieren will, muss über PC-Kenntnisse verfügen, um die Bilder zu verarbeiten, wer über kein E-Mail verfügt, wird für sein Kontaktverhalten finanziell bestraft usw. Dies führt natürlich zur Ausgrenzung vor allem der Hochaltrigen, die nach wie vor im Internet unterrepräsentiert sind.“
Diffamierung via Internet
Im Internet ist der „gute Ruf“ rasch verspielt. Diffamierende Artikel erzeugen via Suchmaschinen rasch einen Breiteneffekt. Dies ist vor allem deshalb oft fatal, weil das Internet ein „gutes Gedächtnis“ hat. In Zwischenspeichern von Suchmaschinen lagern Artikel lange und sind auch dann noch auffindbar, wenn sie Schnee von gestern sind. Hinzu kommt, dass Artikel, die skandalisiert sind, rasch an verschiedenen Orten des Netzes auftauchen. Im Artikel „Virtuelle Diffamierung, realer Schaden“, erschienen in der Neuen Zürcher Zeitung (22.7.2007), gehen Manfred Weise und Reto Eugster, Autor dieses Weblogs, auf die Problematik ein. Sie skizzieren eine erfolgversprechende Gegenmassnahme:
„Oft ist daher ein … Mittel erfolgversprechender: eine eigene Website aufschalten oder einen eigenen Blog führen. Wenn man dies geschickt macht, gelangt man mit selbstverantworteten Webseiten ganz oben auf die Trefferlisten der Suchmaschinen. Und das kann einem schon die gröbsten Peinlichkeiten ersparen, weil kaum ein Surfer sich für mehr als die ersten vier bis fünf Links zu einer Person interessiert.“
Heisst dies im Klartext: Bloggen, um sich eine eigene virtuelle Identität aufzubauen, zu pflegen und weiter zu entwickeln?
Mehr Frauen, mehr sozialer Nahraum?
Eine oft zitierte Studie von Cilja Harders und Franka Hesse an der Ruhr-Universität Bochum zeigt auf, dass Frauen hierzulande in der Blogszene als Autorinnen mit rund 67 Prozent stark vertreten sind. Untervertreten sind sie – in krassem Gegensatz zu ihrer Gesamtpräsenz – nach wie vor in den verschiedenen „Blog-Hitparaden“. Offen – und wenig erforscht – ist die Frage, welche Wirkung der hohe Frauenanteil in der Blogszene auf die medialen Aufmerksamkeitsökonomien insgesamt hat – oder auf die Verschiebung der Grenze zwischen Privatem und Oeffentlichem. Die beiden Wissenschaftlerinnen verweisen auf die empirisch gesicherte Erkenntnis, dass geschlechtsspezifische Ausschlussrisiken weitgehend entlang der Trennung von öffentlichem und privatem Raum verlaufen. Interessant nun ist, dass die aktuelle Studie zeigt, wie weibliche Bloggerinen mit ihren Aktivitäten stärker als ihre männlichen Kollegen den sozialen Nahraum anvisieren. Allgemein-politische Themen hingegen werden in „männlichen“ Blogs stärker favorisiert. Versuch einer Schlussfolgerung: Es entstehen im Kontext sich neu herausbildender Oeffentlichkeiten verbesserte Teilnahme- und Teilhabechancen für Frauen. Deutlich ist jedoch auch, wie stark sich bekannte Entwicklungen in den „neuen Welten“ fortsetzen. „Der hohe Frauenanteil bei den Blogs bedeutet … keine gleiche Teilhabe an politischen Diskussionen“, schrieben die beiden Wissenschaftlerinnen im Vorfeld der Studie. Das ist ein Kernsatz.
Quelle: Femina Politica; Harders, Cilja; Franka, Hesse (2006): Partizipation und Geschlecht in der deutschen Blogsphäre – Weblogs: Ein neues Medienformat im Netz, In: femina politica – Zeitschrift für feministische Politik-Wissenschaft, 2/2006, Seite 90 – 101
Weiblich, gebildet, online
Prägnanter als es Heinrich Vaske im Weblog der Computerwoche tut, kann man die aktuelle Studie von Forrester Research zum Thema Weblogs in Europs nicht zusammenfassen:
„Der typische Betreiber eines Weblogs ist … weiblich (57 Prozent), hat eine höhere Ausbildung (47 Prozent), geht jeden Tag online (78 Prozent), verbringt wöchentlich 16 Stunden im Netz — worunter TV- und Printmedien-Konsum leiden — und ist ein Technology Optimist (was immer das bedeuten mag).“
Nicht zum ersten Mal zeigen Studien, dass der Frauenanteil unter der bloggenden Bevölkerung Europas hoch ist. Interessant wäre nun die Nachfrage, ob und allenfalls wie sich die Themenschwerpunkte mit dem steigenden Frauenanteil verändert haben.
Immer mehr (junge) Frauen im Netz
Der Frauenanteil bei der Internet-Nutzung nimmt rasant zu. Immer mehr Frauen surfen durch das Datennetz. Vor allem die Frauen im Alter zwischen 16 und 24 Jahren tragen zu diesem Wachstum bei. 2005 nutzten europaweit die Männer das Netz während elf und die Frauen während neun Stunden wöchentlich. Die geht aus der aktuellen EIAA-Studie hervor (PDF). Übrigens: Während das Internet an Marktanteilen gewinnt, verlieren die Zeitschriften weiterhin an Bedeutung.
Ältere Menschen nutzen Internet verstärkt
Das Statistische Bundesamt (Deutschland) meldet eine überdurchschnittliche Zunahme der Internet-Nutzung durch ältere Menschen. Diese Meldung brachte es gestern sogar in die ARD-Tagesschau. Gegenüber 2002 ist im Jahr 2004 die Nutzungsquote bei Menschen ab 54 Jahren um 38 Prozent gestiegen. 22 Prozent der über 54-Jährigen nutzten 2004 das Internet, 58 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Männer sind in dieser Altersgruppe als Internet-Nutzer klar übervertreten, während bei den jüngeren Jahrgängen das Mann-Frau-Verhältnis praktisch ausgeglichen ist.