Schlagwort: Blogs

Blogs als Urzelle des Social Web

Is Blogging Dead? Nein, meint Luis Suarez in einem leidenschaftlichen Blogbeitrag. Die Urzelle des Social Web habe weiterhin seine Berechtigung. Grabgesang ist nicht angesagt: http://goo.gl/d9aM

Blog-Hobbyisten ziehen sich zurück

Während das Microblogging (z.B. via Buzz, Facebook oder Twitter) an Bedeutung gewinnt, verlieren die Blog- Hobbyisten offenbar die Freude am „klassischen“ Bloggen. Ein Generationenwechsel findet statt, dies zeigt z.B. eine Studie der Blog-Suchmaschine Technorati. Die skizzierte Entwicklung ist seit langen Monaten im Gang, erstaunlich ist höchstens die Geschwindigkeit, mit der sie sich vollzieht.

Rainer Langenhan gestorben

Am 28.5.2010 starb Rainer Langenhan im Alter von 57 Jahren. Er litt über längere Zeit an einer schweren Krankheit. Seine Handakte ist in Blogs der Blogwerkstatt oft zitiert. Unsere „Blogger-Wege“ kreuzten sich vor rund acht Jahren. Ich denke an einen engagierten, freundschaftlichen und motivierenden Blogger-Kollegen zurück. Das Team von Medienpraxis.ch wird Rainer nicht vergessen. Unser tiefer Respekt und unsere Erinnerung bleiben.

WordPress Foundation gegründet

Matt Mullenweg ist der Pionier hinter WordPress, der wohl bekanntesten und etabliertesten Blog-Software. Nun hat er einen wichtigen Schritt unternommen, um WordPress einer „zweiten Generation“ zu übergeben. Er gründete die WordPress Foundation. Die gemeinnützige Institution strebt an, das Publizieren durch Open-Source-Lösungen zu demokratisieren.

Lokalblog aus Rorschach

In Rorschach führt der SP-Politiker Res Lerch ein „Wahlblog„. Dieses Blog befasst sich mit Themen rund um die Regionalentwicklung und ist über das ursprüngliche Ziel, Stimmen und politische Stimmung zu generieren, hinaus gewachsen. Inzwischen hat sich ein Kreis von Stammleserinnen und Stammlesern gebildet. Und auch an Kommentaren fehlt es nicht. Immerhin 13 Kommentare gibt es zum aktuellen Beitrag (16.11.2008).

Lerch hat die Weblog-Inhalte nun auch zwischen zwei Buchdeckel gepresst. „Blogologisches“ nennt sich das Buch zum Blog, das die Entwicklung der Community-Bildung gut nachzeichnet. Allerdings kann man am Beispiel dieses Buches einmal mehr aufzeigen, wo die Grenzen eines Transfers von Weblog-Beiträgen in das Buchformat sind.

Fazit: Lerch zeigt ein Beispiel, wie sich das Blog-Format für die Community-Bildung in lokalen Verhältnissen nutzen lässt. Er zeigt überdies, dass es eine Frage des Engagements ist, ob ein solches Vorhaben gelingt oder misslingt. Offensichtlich bringt Lerch das nötige Engagement auf.

Weitere Beispiele solcher Lokalentwicklungs-Blogs sind willkommen (siehe Kommentarfunktion).

Was ist ein Weblog?

Von Reto Eugster

Für eine interne Weiterbildung habe ich mit relativ knappen Worten und notizartig das zusammengefasst, was schon andere auf den Punkt gebracht haben. Ein Weblog, was ist das? Entstanden ist eine weitere Lektion eins.

Kunstwort

Bei „Weblog“ handelt es sich um ein Kunstwort: „Web“ steht für World Wide Web und „Log“ für Logbuch. Heute gilt in Anlehnung an das Logbuch: das Weblog und nicht etwa der Weblog. Von „Weblog“ abgeleitet ist in einem zweiten Wortschöpfungsakt der Begriff „Blog“ entstanden. „Blog“ und „Weblog“ werden synonym verwendet.

Definition

Weblogs sind technisch gesehen einfache Content Management Systeme. Quasi-Standard ist heute die kostenlos erhältliche Software WordPress (Opensource). Wer kein eigenes Weblog-System installieren will, kann sich bei Weblog-Serviceanbietern wie twoday oder wordpress.com „einmieten“ und in wenigen Minuten ein eigenes Weblog aufstarten.

Publizistisch gesehen werden in Weblogs notizartige, verweisungsintensive (Links), kommentierbare Kurzbeiträge (Micro Content) veröffentlicht. Weblogs werden besonders oft aktualisiert, in der Regel täglich, was sich auf das Suchmaschinen-Ranking positiv auswirkt.

Social Web

Weblogs dynamisieren das Internet und die Weblog-Bewegung ist weltweit zu einem bedeutenden Faktor geworden. Millionen von Weblogs sind inzwischen aufgeschaltet. Nun sind die Internet-User nicht länger auf die Konsumentenrolle fixiert, sie können sich einbringen, sie werden zu Editoren und Autoren. Weblogs spielen im Rahmen des Social Webs, einer community-orientierten Internet-Nutzung, eine wichtige Rolle.

Themenoffen

Weblogs können sich

– spezifischen Fachthemen widmen
– aus Projekten berichten
– Club/Vereins-Informationen enthalten
– politische Partizipation erleichtern
– für die Stadtteilkultur eine Rolle spielen
– Kunden-Communities bilden
– das Marketing eines Unternehmens beleben
– tagebuchartige Beiträge vereinen
– die interne Projektorganisation erleichtern
– oder für die Wissensorganisation genutzt werden usw.

Nebst Texten spielen Audio-Dateien und Videos in der Weblog-Szene eine wichtige Rolle.

Typisch für Weblogs ist:

1. Die Kurzbeiträge werden temporal und kategorial (Rubriken) geordnet. Temporal bedeutet hier: Der neueste Beitrag ist zuerst zu sehen, der älteste als letzter gelistet. Damit ist die Navigationshierarchie bei Weblogs flach.

2. Weblogs enthalten community-bildende Funktionen. Alle Beiträge sind kommentierbar und es gibt die Funktion des Trackbacks. Trackback bedeutet: Neue Artikel können im Kommentarfeld eines bestehenden Artikels automatisch verzeichnet werden. Dadurch entsteht ein Netz von Verweisungen.

3. Auch die Ping-Funktion gehört in diese Rubrik. Neue Artikel werden mittels Ping an Verzeichnissysteme gemeldet und dort gelistet. Technorati ist der bekannteste Blog-Verzeichnisdienst.

4. RSS steht für Really Simple Syndication. Es handelt sich dabei um ein Austauschformat. RSS bedeutet: Es kann ein Abonnement erstellt werden, mit dem Ziel, regelmässig Titel und Abstract von neuen Beiträgen aus einem Blogs zugestellt zu erhalten. Browser wie z. B. Firefox erhalten eine RSS-Funktion. Kostenlos kann auch der Feedreader genutzt werden.

5. Blogs enthalten so genannte Blogrolls. Blogrolls sind Verweisungen auf andere Weblogs, die dem Blogger besonders „am Herzen“ liegen.

Weblog-Arten

Weblogs lassen sich nach Textart, Thema und Funktion unterscheiden:

Textart: Hier geht es um die Bestimmung der Textsorte. Beispielsweise können narrative Stile von wissenschaftlichen unterschieden werden. Auch bestimmte journalistische Genres können unter dieser Rubrik eine Rolle spielen.

Thematizität: Welche Themenformation wird mit einem Weblog bedient? Wie eng oder wie lose ist die Bindung an eine thematische Schwerpunktsetzung, an ein Themenprofil?

Funktion: Hier nun steht die Funktion des Weblogs im Vordergrund. Was will das Weblog (im engeren oder weiteren Sinn) bewirken: unterhalten, politisch mobilisieren, Partizipationschancen steigern usw.

Top-Elf der Fach-Weblogs

Wir stellen unsere Top-Elf der deutschsprachigen Fach-Weblog-Szene, Frühling 2008, vor. Höchst subjektiv und eingewillig die Auswahl, immerhin: Sie ist kurz begründet. Die Reihenfolge ist nicht als Wertung zu verstehen.

Bildung: Weiterbildungsblog
Jochen Robes ist sich Lobesworte gewohnt. Die Zeitschrift Wirtschaft und Weiterbidlung hat ihn beispielsweise zum „wichtigsten Bildungs-Blogger Deutschlands“ gekürt. Auch für uns seit Jahren: ein Top-Blog. Informationen und kompetente Einschätzungen „aus erster Hand“ – und das schon seit Urzeiten. Das karge Design ist kultverdächtig: konsequentes Understatement.

Bildung: Netzlernen
Seit 2004 ist Netzlernen online. Guter Stil, nahe an den Debatten zu Themen wie Lernen, Lehren, E-Learning und Web 2.0 dran. Verantwortlich für dieses Weblog zeichnet Miriam Fischer. Dass sie vom Fach kommt, ist jedem klar, der das Blog-Geschehen regelmässig verfolgt. Ein Kaywa-Blog mit standardmässiger Gestaltung.

Medien: Medienspiegel
Zu unseren Favoiten gehört ohne Wenn und Aber der Medienspiegel des Journalisten Martin Hitz. Hier wird kontinuierlich gebloggt, hier berichtet jemand aus dem Binnenzrikel des medialen Geschehens. Und auch hier: Betonte Kargheit, wenn es um Fragen der Blog-Gestaltung geht.

Personal: Jobblog
„Er wird doch nicht aufgeben!“ „Er“, das ist Marcel Widmer. Dies geht einem durch den Kopf, wenn beim Jobblog gerade mal wieder Sendepause ist. Widmer nutzt das Blog interaktiv, geht offensichtlich immer wieder Fragen an, die sich in seiner Beratungspraxis aktuell stellen. Ein interessantes Konzept. Dem Jobblog ist zudem anzusehen, dass Gestaltungsfragen als Erfolgsfaktor gewertet werden. Das Blog hat bereits einige markante Redesigns hinter sich.

Webentwicklung: Namics-Blog
Klar, wer bei Namics arbeitet, lebt an den Quellen der Webentwicklung. Heimvorteil, ist man geneigt zu rufen. Ein Autoren-Team von Namics-Mitarbeitern bloggt regelmässig, auch CEO Jürg Stuker ist engagiert dabei. Geboten werden Informationen und Einschätzungen quellfrisch. Dem Nutzer des Namics-Blogs erschliessen sich Trendaussagen (kürzlich beispielsweise zum Geo Mapping). Im Namics-Blog wird mit dem Faktor „Personalisierung“ gerechnet: Flickr-Fotos von Firmenanlässen, Portraits von Mitarbeitern usw.

Informationsmanagement: Recherchen-Blog
Das Blog der „professionellen Rechercheure“ (Selbstbeschreibung) existiert seit 2004. Wer sich mit Informationsmanagement im weiteren Sinne beschäftigt – oder daran interessiert ist – kommt nicht an diesem Weblog vorbei. Es können sich Fachleute melden und Beiträge beisteuern. Deshalb versteht sich das Recherchen-Blog als „Kollektiv-Weblog“ (Eigendefinition). Auch hier: Beiträge von kompetenten Autoren, präsentiert in einem schlichten, dezent und edel wirkenden Blog-Design. Verantwortlich zeichnet InfoLit Infobroker GmbH aus Bern.

Bildung: Bodensee-Edublog, bis vor kurzem: Edublog-PHR
„PHR“ seht für Pädagogische Hochschule Rorschach und ist im Domain-Namen enthalten. Diese Hochschule ist mittlerweile Teil der Pädagogischen Hochschule St. Gallen geworden. Hier scheint sich ein Branding-Problem anzubahnen :-) Der Edublogger Martin Hofmann ist seit 2005 mit seinem eigenen Journal unterwegs. Er gehört zur Sorte der engagierten Blogger und berichtet oft von Aktivitäten aus seinem unmittelbaren beruflichen Umfeld. Das Edublog-PHR repräsentiert die Engagements des Gründers und Betreibers.

Recht: Handakte
OK, sie dürfen einfach nicht fehlen: Rainer und Melanie Langenhan. Es drängt sich einem der Eindruck auf, dass es die Handakte schon vor der Erfingung des Blogs gegeben haben muss. Vielleicht liegt dies daran, dass bei der Handakte kontinuierlich, intensiv und profiliert gebloggt wird. Während wir schon Mühe haben, tagesaktuell zu sein, lassen sich zuweilen bei der Handakte durchaus fünf oder mehr Meldungen pro Tag finden. Das Design ist zwar in die Jahre gekommen, doch das schmälert den Wert der Handakte insgesamt keineswegs.

Grafik und Design: Prägnanz
Beginnen wir für einmal beim Blog-Design. Gerrit van Aaken ist Gestalter und unter anderem Spezialist für typografische Fragen. Sein Blog müsste man regelmässig anschauen, selbst, wenn man es nicht lesen wollte. Doch Prägnanz ist auch lesenswert. Von Aaken schreibt Essays, beschäftigt sich mit Gestaltungsfragen, informiert über Design-Entwicklungen und Trends im Web.

Webentwicklung: Perun
Vladimir Simovic bloggt als perun. Er kann als WordPress-Spezialist gelten, publizert regelmässig zu diesem Tool, ist jedoch auch als Webdesigner erfolgreich. Vielleicht trifft „Webworker“ das besser, womit sich Vladimir täglich beschäftigt. Auch Perun gehört „zum alten Eisen“ der Blogszene – und das ist hier durchaus als Auszeichnung zu verstehen. Perun mischt sich immer wieder in die Debatten der Blogszene ein, nimmt Stellung und hat viel an Kompetenz und Beharrlichkeit zu bieten. Übrigens stammt das Design des Institutsblogs von Vladimir.

Gender: Genderblog
Das Geschlecht, nicht die Religion, ist das Opium des Volkes. Dieser Goffmann-Satz steht leitmotivisch im Head des „derzeit grössten kollaborativen, feministischen Weblog zu Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterfragen und -politik im deutschsprachigen Raum“. Das Genderblog greift seit 2005 profiliert in öffentliche Auseinandersetzungen ein und lanciert eigene Debatten. Bezugspunkte sind immer wieder wissenschaftliche Arbeiten.

Anmerkung Reto Eugster: Blogs der Blogwerkstatt bzw. mit uns kooperierende Blogs blieben unberücksichtigt.

Diffamierung via Internet

Im Internet ist der „gute Ruf“ rasch verspielt. Diffamierende Artikel erzeugen via Suchmaschinen rasch einen Breiteneffekt. Dies ist vor allem deshalb oft fatal, weil das Internet ein „gutes Gedächtnis“ hat. In Zwischenspeichern von Suchmaschinen lagern Artikel lange und sind auch dann noch auffindbar, wenn sie Schnee von gestern sind. Hinzu kommt, dass Artikel, die skandalisiert sind, rasch an verschiedenen Orten des Netzes auftauchen. Im Artikel „Virtuelle Diffamierung, realer Schaden“, erschienen in der Neuen Zürcher Zeitung (22.7.2007), gehen Manfred Weise und Reto Eugster, Autor dieses Weblogs, auf die Problematik ein. Sie skizzieren eine erfolgversprechende Gegenmassnahme:

„Oft ist daher ein … Mittel erfolgversprechender: eine eigene Website aufschalten oder einen eigenen Blog führen. Wenn man dies geschickt macht, gelangt man mit selbstverantworteten Webseiten ganz oben auf die Trefferlisten der Suchmaschinen. Und das kann einem schon die gröbsten Peinlichkeiten ersparen, weil kaum ein Surfer sich für mehr als die ersten vier bis fünf Links zu einer Person interessiert.“

Heisst dies im Klartext: Bloggen, um sich eine eigene virtuelle Identität aufzubauen, zu pflegen und weiter zu entwickeln?