Kategorie: Wissenschaft

Dreifach gerahmtes soziales Handeln

Der Soziologe und Blogger Jan Schmidt hat zu seinem Forschungsaufenthalt am Zentrum für Neue Medien in Krems den Abschlussbericht vorgelegt. Er untersuchte „Strukturierungsprinzipien der Online-Kommunikation“ (Schmidt). Erster Eindruck: sehr ergiebig. Schmidt liefert das, was wir (aus wissenschaftlicher Sicht) dringend brauchen: Einen kommunikationssoziologischen Unterbau für all die vielen bruchstückhaften Beschreibungen dessen, was Bloggen sein kann, sein soll oder sein könnte. Eine zentrale (dicht formulierte) Stelle seines zusammenfassenden Textes:

Jan Schmidt: „Weblog-Praktiken sind als eine Form der computervermittelten Kommunikation dreifach gerahmtes soziales Handeln: Technische Merkmale, die mehr oder weniger viele Optionen eröffnen, geteilte Vorstellungen und Regeln zum adäquaten Gebrauch von Weblogs, die sich in Form von Adäquanz- und prozeduralen Regeln innerhalb von Verwendungsgemeinschaften äussern, und die hypertextuellen und sozialen Netzwerke, die im Gebrauch entstehen, geben der individuellen Nut­zungsepisode einen Rahmen vor, der durch die kommunikativen Handlungen selber wieder bestärkt oder verändert wird.“

Zur Zusammenfassung und zum knapp 80 Seiten starken Text von Jan Schmidt

Online-Medien vs. Printmedien

Marc Baumann, dessen Blog ich nun regelmässig besuche, ist Journalist und Kenner der Medienszene. Aktuell berichtet er von einer Studie, die erneut nachweist, dass in den USA die Online-News gegenüber den Printmedien zunehmend an Bedeutung gewinnen. Interessant nun ist die Frage, ob dabei auch der micro content eine zunehmende Rolle spielt. Unter micro content verstehen wir hier Inhalte, die sich auf soziale Nahräume beziehen. Zugegeben, der Begriff des sozialen Nahraums ist vorerst noch etwas fragil eingeführt. Diesbezüglich werden wir noch Präzisierungsarbeit leisten müssen. Geklärt werden müsste in diesem Zusammenhang auch, ob Jugendliche das Klassen-Blog, Wissenschaftler das Fach-Blog usw. gegenüber den „flächendeckenden“ News-Angeboten verstärkt bevorzugen.

Beeinflussen Weblogs Wahlausgänge?

Die Uni Bamberg startet eine Online-Umfrage. Ziel der (anonymen) Befragung ist es, herauszufinden, in welchem Masse beispielsweise Weblogs im bevorstehenden Wahlkampf eine Rolle spielen. Die Projektleitung haben Sandra Huber und Roland Abold inne. Die Ausgangshypothese des Forschungsteams, wonach „moderne Wahlkämpfe ohne die Nutzung des Internets als Kommunikationsmedium nicht mehr auskommen“ (Dowe), wird von Christoph Dowe im Metablocker hinterfragt. Jedenfalls kann man auf die Ergebnisse der Studie gespannt sein und es wird eine methodenkritische Lesart nötig sein.

Design und Usability von Weblogs

Für die Diplomarbeit Design und Usability von Weblogs sucht eine österreichische Studentin Blog-User, die bereit sind, einen Online-Fragebogen auszufüllen. Die Befragung ist anonym, der Zeitaufwand gering. Es würde mich freuen, wenn dann auch die Diplomarbeit hier kurz vorgestellt würde…

Welche Arten von Weblogs gibt es?

[Reto Eugster] Es gibt verschiedene Versuche, Weblog-Arten zu bestimmen. Beispielsweise macht Stefan Bucher in seiner Weblog-FAQ den Vorschlag, Erzähl-Weblogs, Fach-Weblogs, Moblogs, Photoblogs und Corporate-/Business-Weblogs zu unterscheiden. Jan Schmidt schlägt unter anderem vor, bei politischen Blog-Publikationen versuchsweise zwischen parteipolitischen und zivilgesellschaftlichen Weblogs zu unterscheiden. Bekannt geworden sind in diesem Zusammenhang auch Arbeiten von Oliver Wrede, z. B. Weblogs und Diskurs (2003). All diese Systeme bringen Vor- und Nachteile mit sich. In unserer wissenschaftlichen Arbeit unterscheiden wir Weblogs nicht bloss nach den Themen, die sie bedienen. Wir verorten sie in den Dimensionen Textart, Thematizität, Funktion. Weiterlesen

Zivilgesellschaftliche Blogs

Hinter der Frage, ob es (genug oder interessante oder breitenwirksame usw.) „Politblogs“ gebe, verbirgt sich eine andere Frage: Auf der Basis welchen Politikbegriffs soll man an die Ausgangsfrage überhaupt herangehen. Der Soziologe Jan Schmidt bietet in seinem neuen Blog (Bamblog) einen interessanten Antwortversuch. Er unterscheidet zwischen (1) parteipolitischen und (2) zivilgesellschaftlichen Weblogs.

„Wer nur auf parteipolitische Blogs schaut, der verpasst viel Wesentlicheres: Zivilgesellschaftliche Weblogs, die zweite Form des politischen Weblogs, tragen mindestens ebenso viel zur Formierung der politischen Öffentlichkeit bei“, erläutert Schmitt.

Zum Artikel von Jan Schmitt im Bamblog

Freies Wissen

DOAJ – Directory Of Open Access Journal – ist eine Initiative, die mit dem Ziel gestartet wurde, den Zugang zu „freien“ Forschungsergebnisse zu erleichtern. „Open Access“ wird wie folgt definiert:

„We define open access journals as journals that use a funding model that does not charge readers or their institutions for access.“

Hintergrund der doaj.org-Initiative ist die Diskussion um die Art der Verfügbarmachung von wissenschaftlichen Arbeiten, insbesondere von Forschungsergebnissen.

Eine Wiki-Weblog-Kombination

Wiki- und Weblog-Konzeptionen aufeinander zu beziehen und in einer Kombination nutzbar zu machen, ist Ziel einer Dissertation. Sven Przepiorka ist der Autor, der sich diesem Unterfangen widmet. Wiki- und Weblog-Konzeptionen haben je ihre spezifischen Stärken, die allerdings gleichzeitig auch ihre Schwächen sind. Weblogs beispielsweise sind an die temporäre Dimension gebunden. Przepiorka hat den Gegenstand seiner Dissertation in einer gut verständlichen Sprache der breiteren Oeffentlichkeit zugänglich gemacht. Zu seinem Artikel

Ältere Menschen nutzen Internet verstärkt

Das Statistische Bundesamt (Deutschland) meldet eine überdurchschnittliche Zunahme der Internet-Nutzung durch ältere Menschen. Diese Meldung brachte es gestern sogar in die ARD-Tagesschau. Gegenüber 2002 ist im Jahr 2004 die Nutzungsquote bei Menschen ab 54 Jahren um 38 Prozent gestiegen. 22 Prozent der über 54-Jährigen nutzten 2004 das Internet, 58 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Männer sind in dieser Altersgruppe als Internet-Nutzer klar übervertreten, während bei den jüngeren Jahrgängen das Mann-Frau-Verhältnis praktisch ausgeglichen ist.

Weblogs: Soziotechnische Grundlagen

Die Forscher Jan Schmidt und Florian Mayer werden an der Uni Bamberg im Sommersemester ein kommunikationswissenschaftliches Proseminar zum Thema „Onlinegestützte Organisationskommunikation: Grundlagen und Konsequenzen neuer Internet-Anwendungen“ anbieten. Schmidt präzisiert: „Wir wollen im Verlauf des Sommersemesters kommunikationstheoretische und soziotechnische Grundlagen des Einsatzes von Weblogs und Wikis für die (interne wie externe) Unternehmenskommunikation erarbeiten…“ Schmidt ist selbst engagierter Blogger.