Kategorie: Debatte

Simple Apps, fette Tools

Mein Eindruck bleibt konstant, auch nach einigen Diskussionen. Während sich die App-Philosophie – eine Aufgabe, ein Tool, eine Kernfunktion, kaum Optionalität – nicht nur bei Smartphones durchsetzt, sind Entwickler wieder daran, Tools verfetten zu lassen. MS Office 365, so meine unmassgebliche Einschätzung, wird über das beworben, was es mehr kann als die Mitbewerber. Und nicht primär über das, was es speziell gut leistet. Solche Anwendungen sind mit einer letztlich unfassbaren Vielzahl an Optionen versorgt. Dies trifft nicht nur und vermutlich nicht speziell auf das neue Microsoft-Produkt zu. Wird der Markt, angesichts des Erfolgs der App-Phiolosophie, solche Entwicklungen goutieren?

Und wieder verpasst die Schule ihre Chance?

Eine Polemik

Die Bereitschaft der profilierten Meinungsäusserung im Internet, das Bedürfnis, Information, Fotos, Videos usw. im Web zu teilen, die Hoffnung auf die Viralität „Sozialer Medien“, das Vertrauen, sich in Communities authentisch einzubringen: Wie kommt all dies zustande?

Ohne diese Wie-Frage zu beantworten, wird nicht verstehbar, weshalb User bereit sind, sich im Web zu exponieren. Und sie sind in beachtlichem Ausmass bereit, dies zu tun. Das zeigen die puren Fakten.

Erklärungen, welche dieses Phänomen verstehbar machen, sind mittlerweile in wissenschaftlich fortgeschrittenem Stadium. Zum Beispiel: Die Entwicklung des Selbstkonzeptes ist in hohem Masse auf die Erprobung der Vorstellungen über sich selbst angewiesen. Diese Erprobung findet in sozialen Zusammenhängen statt, im permanenten Vergleich mit der sozialen Umwelt. Ueberlegungen, die nicht neu sind, sondern auf Festingers Social Comparison Theory zurück gehen. Entstanden sind sie in den frühen Fünfziger Jahren.

„Soziale Medien“ bieten ein bemerkenswert günstiges Umfeld für diese Erprobung. Denn in gewisser Weise bieten sie einen risikoarmen Raum. Zwar mag das rechtliche Prozessrisiko gesteigert sein („Gefahren“) usw. Die soziale Riskanz jedoch ist geringer. Einzelne Aspekte des Selbstkonzeptes lassen sich spielerisch „ausprobieren“, das „Identitätsmanagement“ lässt gerade in der sequenziellen Unverbindlichkeit des Netzes Spielraum für Selbstexperimente. Dadurch wird es möglich, sich selbst anders zu erfahren und die Grenzen der Selbstkontinuierung dehnbar zu halten.

Das permanente Ausrufen potenzieller Gefahren ist ungeeignet, „richtiges“ Verhalten zu erreichen. Die Wucht des Social-Media-Trends ist zu gewaltig und zu nachhaltig, die Entwicklung zu weit fortgeschritten. Zahlreiche Sicherheitswarnungen waren schon gestern billig und sind heute nur noch ermattend. Obwohl sich die Unterscheidung Privatheit/Oeffentlichkeit lange Zeit zu bewähren schien, ist nun eine „dritte Zone“ mitzudenken, die „öffentliche Privatheit“. Jugendliche lernen, übrigens eher im Web als in der Schule, sich an und in dieser „öffentlichen Privatheit“ zu bewähren. Und sie erwerben Kompetenzen, auf welche Schulen höchstens schulische, jedoch keine pädagogischen Antworten finden. Der repetierte Ruf nach Prävention wirkt – angesichts der Blindheit gegenüber dem Phänomen der „neuen Exponiertheit“ – wie ungehörte Marktschreierei zu Zeiten des Ausverkaufs.

Nichts verstanden

Die Rundschau des Schweizer Fernsehens widmet sich Facebook bzw. der Selbstdarstellung von Jugendlichen bei Facebook, ohne verstehen zu wollen (oder zu können?). Dass die Jugendlichen sich dabei fragwürdig im TV exponieren (müssen): kein Thema. Oder wurde dieser TV-Auftritt mit ihnen pädagogisch reflektiert? ;-)

Billiger Kulturpessimismus pädagogisch paraphrasiert, basierend auf altbewährten Klischees. Sensibilität für Fragen der Identitätsentwicklung, die in diesem Zusammenhang wichtig wäre, fehlt. Pädagogisch abgewogene Sätze mit diesem unverkennbaren Unterton werden durch die Sendeminuten geschoben: Alles mündet in die einzige Frage, welche eine solche Pädagogik imstande ist, zu stellen: „Darf man das?“ (Schweizerdeutsch: „Tar ma da?“)

Fazit: „Die Ueberfülle der Antworten macht das Fragen überflüssig“, wie Christoph Schmitz-Scholemann u.a. in einem anderen Zusammenhang schreibt. Treffender ist nicht zusammenzufassen, was einem hier zugemutet wird.

Medienpädagogische Positionen

Elternabende sind seit Jahren dem Thema gewidmet, wie Kinder und Jugendliche mit „Neuen Medien“ umgehen (sollen). Die Diskussionen gründen in drei divergente medienpädagogische Positionen. Der Text zum Referat „Medienpädagogische Positionen“ (Zusammenfassung) seht als PDF-Datei zum Download bereit:

Medienpädagogische Positionen, 2008/2009, FHS St.Gallen, Reto Eugster

Vorlesungen für den iPod

Man fragt Freunde an der Hochschule und merkt: Immer noch wenig bekannt ist der U-Bereich (U = Universität) von iTunes. Dort lassen sich kostenlos Podcasts beziehen, Vorlesungen beispielsweise. Wie learnabit.com festhält, stehen 75.000 Audio- und Videodateien zur Verfügung.

Kompetenzbilanzierung

Informelles Lernen soll „sichtbar“ und zugänglich werden. Doch wie kann dies geschehen? Kompetenzbilanzierung ist ein Schlüsselbegriff, der in diesem Zusammenhang oft genannt wird. Das Blog informelles-lernen.de verweist auf eine Website der Berufsberatung des Kantons Zürich. Dort wird das Verfahren der Kompetenzbilanzierung nachvollzogen. Zum Artikel bei informelles-lernen.de.