Kategorie: Debatte

Tagung: Bildung und Neue Medien

Supernanny statt Elternschule? Löst die Medienwelt die Bildungswelt ab? (PDF-Datei): Die Tagung zu diesen leitmotivischen Fragen der Arge Erwachsenenbildung Vorarlberg fand gestern und vorgestern in Bregenz und Lochau statt. Die Veranstaltung stiess auf ein breites Echo in der Bildungsszene. Gestartet wurde mit dem Referat von Rolf Arnold, Professor an der Uni Kaiserslauten, und einem Empfang der Landesregierung am Donnerstag. Am zweiten Tag referierte zusätzlich Reto Eugster, Hochschule für Angewandte Wissenschaften St. Gallen (FHS St. Gallen). Im zweiten Teil der Veranstaltung fanden fünf Workshops statt, Schwerpunkte dabei waren: Bildungskonzepte und E-Learning, Social Web – soziales Netz?.

Auf die Einstiegsfrage, ob die Medienwelt die Bildungswelt ablöse, blieben beide Experten die Antwort nicht schuldig: „nein“. Allerdings entstammten die heute in der Erwachsenenbildung umgesetzten Bildungskonzepte einer anderen Zeit. Es ist heute fragwürdiger denn je, ob es einen Lehrenden braucht, damit gelernt werden kann. Auf dem Weg von der Belehrungsdidaktik über die Autodidaktik zur Ermöglichungsdidaktik sei man an vielen Orten noch nicht weit fortgeschritten, erläuterte Rolf Arnold. „Wissen ist kein Arsenal, sondern ein Horizont“, variierte Reto Eugster ein bekanntes Zitat. Jedes sinnvolle Fragen beginne bei der Bildungskonzeption und nicht bei technischen Möglichkeiten, waren sich beide einig. Inwieweit Neue Medien – insbesondere das Internet – Ausgangslagen für die Bildung verändern, werde überschätzt und unterschätzt gleichzeitig, erklärte Eugster. Es gehe darum, bezüglich der konkreten Fragestellung, im konkreten Lernsetting eine Einschätzung vorzunehmen und auf generalisierende Bewertungen zu verzichten. „Mit dem Zuspätkommen hat die Schulpädagogik einige Erfahrung. Deshalb bleibt ihr als einzige Option zu oft nur die Allianz mit den Kulturpessimisten“, spitzte Eugster zu.

Mediendemokratisierung?

Unter Informatik und Medien äussert sich die Neue Zürcher Zeitung heute zu „Mediendemokratie“ und Weblogs.

„Die frohen Vorkämpfer von Mediendemokratie feiern die politischen Weblogs als Beitrag zur Befreiung der Bürger von der Bevormundung durch Journalisten. Ihr Glaube an die Realisierbarkeit einer egalitären Öffentlichkeit bleibt eine Illusion. Denn je mehr Akteure im Internet zu einer angeblich transparenten Politik und Gesellschaft beitragen wollen, umso unübersichtlicher und intransparenter wird letztlich die Kommunikation. Ohne publizistische Leithammel kann keine Gesellschaft funktionieren.“ (ras. NZZ, 15.9.2006)

Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist, die Weblog-Bewegung derart eng mit dem Begriff der Mediendemokratie und den Ansprüchen nach Mediendemokratisierung in Zusammenhang zu bringen. Die Blog-Bewegung selbst beschreibt sich anders, mindestens hierzulande, wie Studienergebnisse zeigen. Und die Ansprüche sind in aller Regel auch „bescheidener“. Allerdings haben auch Weblogs, die sich nicht speziell auf politische Inhalte im engeren Sinne kaprizieren, politische Wirkung. Die verstärkt symmetrische Nutzung des Internets wird sich auswirken, z. B. auf die Selbstverständnisse der Medien, auf das Inseratvolumen (also die wirtschaftliche Basis der Zeitungen) und die Zahl der Zeitungsleser. Die Formulierung zu den „publizistischen Leithammeln“ bin ich bereit, als publizistischen Ausrutscher zu werten.

Podcasting im Unterricht

Podcasting im Unterricht: Martin Hofmann, Medienfachmann an der Pädagogischen Hochschule Rorschach, ist zu diesem aktuellen Thema der Bildungseinrichtungen aktiv. Er arbeitet unter anderem mit der Fachhochschule in Rorschach (FHS St. Gallen) zusammen. Martin Hofmann berichtet in seinem Weblog, dass ein Filmteam aus Berlin einen TV-Beitrag in Rorschach zum Thema Podcasting und Bildung drehen werde. Der Beitrag soll bei 3SAT ausgestrahlt werden. Weiter im Edublog der Pädagogischen Hochschule

Massenamateurisierung des Publizierens

Thomas N. Burg über die Folgen des Mitmach-Internet Two-Way-Web auf die (österreichische) Medienlandschaft…: Medien und Web 2.0. O-Ton:

„Galt vor 10 Jahren der Leitspruch ‚Content is King‘ heisst das heute ‚Connection is King‘ – d.h. nicht Inhalte bereitstellen, sondern Rahmenbedingungen, dass ehem. Leser ihre eigene Contents generieren können (s.u.).“

Weblog-Einsatz an der FHS St. Gallen

Zum zweiten Mal hat die FHS St. Gallen, Fachbereich Soziale Arbeit, Weblogs in den Studienmodulen A2 und A3 eingesetzt. Gelehrt wird an diesen Veranstaltungen unter anderem Sozialarbeits- und Wissenschaftstheorie. Ziel des Einsatzes war, den Studierenden Möglichkeiten zur Diskurspraxis zu eröffnen. Inzwischen wurde das „Weblog-Semester“ ausgewertet. Vor allem die Studierenden bewerteten den Weblog-Einsatz positiv, ebenso die Verantwortlichen der beiden Studienmodule. Kritisiert wurde, dass die Menge der produzierten Beiträge Unübersichtlichkeit erzeugte. Auch fanden die Studierendenbeiträge zu wenig Beachtung an den Lehrveranstaltungen. Die Pilotphase des Projektes ist damit abgeschlossen. Für den Normalbetrieb, ab Wintersemester 2006/2007, werden nochmals Änderungen vorgenommen.

Online-Kettenbrief

Ich habe bei einem Online-Kettenbrief mitgemacht. Zugestellt bekam ich ihn von Marcel Widmer. Es geht darum, Fragen im eigenen Blog zu beantworten, die einem zugestellt werden – und diese Fragen schliesslich weiterzugeben. Hier das Ergebnis des Stöckchens:

Warum bloggst du?

Die Medienpraxis ist ein Gruppen-Notizbuch. Ich sehe, was den anderen wichtig ist und finde wieder, was ich für wichtig befunden habe. Über das Bloggen ergeben sich zudem interessante Kontakte. Wann das nicht zwei wichtige Gründe für das Bloggen sind? Aber vielleicht ist der dritte Grund entscheidend. Boggen ist eine schöne Beschäftigung, um die Zeit kaffeelöffelweise zu vertun.

Seit wann bloggst du?

Im November 1998 haben wir mit Sonews, heute Sozialjournal, begonnen. Seit 2001 antworte ich auf entsprechende Anfragen: „Ich bin ein Berliner Blogger.“

Warum lesen deine Leser deine Blogs?

Die Medienpraxis ist ein Gruppen-Weblog. In erster Linie bloggen wir für uns selbst. Abgesehen davon: Ich glaube, in der Medienpraxis liest, wer sich dafür interessiert, was uns interessiert.

Welche war die letzte Suchanfrage, über die jemand auf Deine Seite kam?

Wir werten Suchanfragen nicht aus.

Welcher Deiner Blog-Einträge bekam zu Unrecht zu wenig Aufmerksamkeit?

Dies trifft immer auf den jüngsten Artikel zu … Es bessert sich aber, sobald der Text älter wird.

Dein aktuelle Lieblings-Blog?

Zu meinen Lieblingen gehören keine Weblogs.

Welches Blog hast zu zuletzt gelesen?

Das Jobblog von Marcel Widmer. Oder war es das Blog von Namics? Es könnte auch Perun gewesen sein, das Blog des Webworkers aus Köln. Nein, jetzt bin ich mir ganz sicher: Es war Media Ocean. Mich interessiert gerade auch, was Martin Hofmann treibt oder was man auf den neuen Fotos von Dani Fels sieht.

An welche Blogs schickst du das Stöckchen weiter und warum?

An Martin Hofmann, Lokalheld, Martina Götsch (Fachhochblog), Dani Fels und Stefan Bucher. Diese Blogs besuche ich regelmässig und gerne. Der ausschlaggebende Punkt für mich ist das Engagement, das diesen Blogs zugrunde liegt.

Werdstrasse 21

Wie stark die Gratis“zeitung“ 20Minuten an der offenen Meinungsbildung interessiert ist, ist mir in den letzten Tagen erneut vor Augen geführt worden. Und vielen anderen auch. Siehe den Artikel im Pendlerblog. Obwohl gerade der Wirtschaftsteil der Zeitung immer wieder zu überzeugen vermag. Bei dieser Gelegenheit sollte sich der Zeitungskonsument vergegenwärtigen, wie die Zürcher Adresse von 20Minuten lautet: Werdstrasse 21.

Siehe auch Jürg Stuker im Namics-Blog:

„Das bricht auf meiner Sicht mit allem, was vernünftig ist. Inbs. mit meinem Recht jemanden zu verlinken (das hat wohl mit Meinungsäusserung zu tun) wie auch mit dem wichtigsten Grundprinzip des WWW…“