Autor: redaktion

Wullfende Politiker, euphorisierende Kampagnen

„Social-Media-Manager, ein Trendberuf“, lese ich gerade. Na ja, angesichts der Aufgaben, die auf die Branche zukommen, verständlich: Wer sonst sollte den medial inszenierten Rückbau des Politischen – in Zeiten euphorisierender Social-Media-Kampagnen – besser forcieren können, als der Social-Media-Manager :-)

Also nicht nur ein Trendberuf, sondern auch eine Schlüsselaufgabe? „Wulffende“ Politiker übrigens gibt es stets genug, sie scheinen eine feste Grösse zu sein. Was wirklich zu überraschen vermag: Dass dies noch zu überraschen vermag.

Siehe in diesem Zusammenhang den ZEIT-Artikel: http://bit.ly/xaVrnl

Simple Apps, fette Tools

Mein Eindruck bleibt konstant, auch nach einigen Diskussionen. Während sich die App-Philosophie – eine Aufgabe, ein Tool, eine Kernfunktion, kaum Optionalität – nicht nur bei Smartphones durchsetzt, sind Entwickler wieder daran, Tools verfetten zu lassen. MS Office 365, so meine unmassgebliche Einschätzung, wird über das beworben, was es mehr kann als die Mitbewerber. Und nicht primär über das, was es speziell gut leistet. Solche Anwendungen sind mit einer letztlich unfassbaren Vielzahl an Optionen versorgt. Dies trifft nicht nur und vermutlich nicht speziell auf das neue Microsoft-Produkt zu. Wird der Markt, angesichts des Erfolgs der App-Phiolosophie, solche Entwicklungen goutieren?

Fusion Tables: integriert in GoolgeDocs

Zum Glück bietet Google den Service Fusion Tables weiterhin an, neu integriert in GoogleDocs (Beta).

Im Gegensatz zur DocsTabelle geht es bei Fusion Tables um das Handhaben (inkl. statistischer Auswertung) einer hohen Zahl von Datensätzen. DocsTabelle ist auf 400.000 Zellen pro Tabellenblatt limitiert. Natürlich reicht dies für die „Hausanwendung“ allemal. Das reicht jedoch dann nicht, wenn grössere Literatursammlungen usw. zugänglich gemacht werden sollen. Stefan Münz hat vor mehr als einem Jahr einen Beitrag zu Fusion Tables publiziert: http://webkompetenz.wikidot.com/blog:83. Durch diesen Text wird der Sinn von Fusion Tables rasch klar.

Update: Anwendungsbeispiele für diese wichtige GoogleDocs-Erweiterung: http://goo.gl/nP0mQ

Ende der Mail-Paradigmen

Die Internet-Entwicklung wird von „Mail-Paradigmen“ mehr und mehr entkoppelt, dies zeigen aktuelle Studien. Junge favorisieren die Social-Media-Kommunikation. Kontakte via Mail verlieren an Bedeutung (Aussage bezieht sich auf Deutschland). @HolgerSchmidt im FAZBlog, http://bit.ly/sGfyM7.

Mittelfristig dürfte sich dieser Trend auf andere Altersgruppen und Nutzungstypen ausdehnen. Mail-getriebene Organisationen sind dabei, an ihre „kommunikativen Grenzen“ zu stossen.

Und wieder verpasst die Schule ihre Chance?

Eine Polemik

Die Bereitschaft der profilierten Meinungsäusserung im Internet, das Bedürfnis, Information, Fotos, Videos usw. im Web zu teilen, die Hoffnung auf die Viralität „Sozialer Medien“, das Vertrauen, sich in Communities authentisch einzubringen: Wie kommt all dies zustande?

Ohne diese Wie-Frage zu beantworten, wird nicht verstehbar, weshalb User bereit sind, sich im Web zu exponieren. Und sie sind in beachtlichem Ausmass bereit, dies zu tun. Das zeigen die puren Fakten.

Erklärungen, welche dieses Phänomen verstehbar machen, sind mittlerweile in wissenschaftlich fortgeschrittenem Stadium. Zum Beispiel: Die Entwicklung des Selbstkonzeptes ist in hohem Masse auf die Erprobung der Vorstellungen über sich selbst angewiesen. Diese Erprobung findet in sozialen Zusammenhängen statt, im permanenten Vergleich mit der sozialen Umwelt. Ueberlegungen, die nicht neu sind, sondern auf Festingers Social Comparison Theory zurück gehen. Entstanden sind sie in den frühen Fünfziger Jahren.

„Soziale Medien“ bieten ein bemerkenswert günstiges Umfeld für diese Erprobung. Denn in gewisser Weise bieten sie einen risikoarmen Raum. Zwar mag das rechtliche Prozessrisiko gesteigert sein („Gefahren“) usw. Die soziale Riskanz jedoch ist geringer. Einzelne Aspekte des Selbstkonzeptes lassen sich spielerisch „ausprobieren“, das „Identitätsmanagement“ lässt gerade in der sequenziellen Unverbindlichkeit des Netzes Spielraum für Selbstexperimente. Dadurch wird es möglich, sich selbst anders zu erfahren und die Grenzen der Selbstkontinuierung dehnbar zu halten.

Das permanente Ausrufen potenzieller Gefahren ist ungeeignet, „richtiges“ Verhalten zu erreichen. Die Wucht des Social-Media-Trends ist zu gewaltig und zu nachhaltig, die Entwicklung zu weit fortgeschritten. Zahlreiche Sicherheitswarnungen waren schon gestern billig und sind heute nur noch ermattend. Obwohl sich die Unterscheidung Privatheit/Oeffentlichkeit lange Zeit zu bewähren schien, ist nun eine „dritte Zone“ mitzudenken, die „öffentliche Privatheit“. Jugendliche lernen, übrigens eher im Web als in der Schule, sich an und in dieser „öffentlichen Privatheit“ zu bewähren. Und sie erwerben Kompetenzen, auf welche Schulen höchstens schulische, jedoch keine pädagogischen Antworten finden. Der repetierte Ruf nach Prävention wirkt – angesichts der Blindheit gegenüber dem Phänomen der „neuen Exponiertheit“ – wie ungehörte Marktschreierei zu Zeiten des Ausverkaufs.

Nichts verstanden

Die Rundschau des Schweizer Fernsehens widmet sich Facebook bzw. der Selbstdarstellung von Jugendlichen bei Facebook, ohne verstehen zu wollen (oder zu können?). Dass die Jugendlichen sich dabei fragwürdig im TV exponieren (müssen): kein Thema. Oder wurde dieser TV-Auftritt mit ihnen pädagogisch reflektiert? ;-)

Billiger Kulturpessimismus pädagogisch paraphrasiert, basierend auf altbewährten Klischees. Sensibilität für Fragen der Identitätsentwicklung, die in diesem Zusammenhang wichtig wäre, fehlt. Pädagogisch abgewogene Sätze mit diesem unverkennbaren Unterton werden durch die Sendeminuten geschoben: Alles mündet in die einzige Frage, welche eine solche Pädagogik imstande ist, zu stellen: „Darf man das?“ (Schweizerdeutsch: „Tar ma da?“)

Fazit: „Die Ueberfülle der Antworten macht das Fragen überflüssig“, wie Christoph Schmitz-Scholemann u.a. in einem anderen Zusammenhang schreibt. Treffender ist nicht zusammenzufassen, was einem hier zugemutet wird.

Social Informatics Day 2012

Am 16. Februar 2012 findet in Rorschach der Social Informatics Day statt. Gastgeber ist die FHS St.Gallen, die Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Sechs Inputs werden geboten, unter anderem zum Thema Online-Beratung.

Zürich sammelt

Jugendbeteiligung via Facebook

Die Stadtzürcher Politik ist offensichtlich unter Druck geraten.

„Die illegale Party vom 10. September 2011 am Bellevue und die Ausschreitungen in der Folgewoche beim Central haben für grosse Aufmerksamkeit gesorgt“,

schreiben die Verantwortlichen in der Medienmitteilung. Dies ist der Hintergrund für die aktuelle Initiative, via Facebook ein „Beteiligungsprojekt“ zu lancieren. Bis am 26. Oktober können Anliegen eingebracht werden.

Solche Projektideen klingen auf den ersten Blick gut usw. Die entscheidende Frage allerdings ist weniger, wie Anliegen an die Stadt gelangen, sondern wie die Stadt mit dem Horizont an Wünschen und Anliegen umgeht, den sie öffnet. Wer sich einbringt, wer mitdenkt und sich engagiert, will Konkretes, Entscheidendes, Absehbares bewirken können.

Steiniger Weg zur Social-Media-Nutzung

Social-Media-Nutzung in Organisationen (z.B. des Bildungs- und Sozialwesens): Nur schon das Befolgen von zwei scheinbar einfachen „Goldregeln“ würde Missverständnisse bei der Einführung vermeiden helfen. Diese Erkenntnis geht auf meine ebenso aktuellen wie erlittenen Erfahrungen zurück. Die beiden „Goldregeln“ könnten lauten:

Goldregel 1: „Wer nichts zu sagen hat, sollte es auch nicht via Social Media sagen.“

Goldregel 2: „Vor jeder Diskussion um Social Media im Unternehmen muss die Bereitschaft zum Dialog gegeben sein.“

Das Handy der Zukunft „lebt“

Pressetext: Auch ein Handy kann einem ans Herz wachsen. Es ist ein treuer Begleiter und hilft oft aus schwierigen Situationen heraus. Und hat sich der Nutzer erst einmal daran gewöhnt, wird aus dem seelenlosen Stück Technik ein wahrer Freund. „Wäre es dann nicht schön, wenn das Handy etwas ‚Lebendiges’ wäre?“ fragte der Gewinner des Ideenwettbewerbs initiiert von emporia. Dieser Ansatz überzeugte die Jury, bestehend aus Vertretern von emporia Telecom, Swisscom, Pro Senectute, der FHS St.Gallen sowie der Migros.

Vollständiger Pressetext zum Ideenwettbewerb… (PDF)