Autor: redaktion

Soziale und technologische Entwicklungen

Reto Eugster im ICT-Interview: „Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) bestimmen die Dynamik wirtschaftlicher Entwicklung. Dabei ist klar: Diese Technologien verändern unsere Gesellschaft. Social Informatics befasst sich mit dem Ineinandergreifen technologischer und gesellschaftlicher Veränderungen. Wenn neue Technologien auf Alltag treffen: Was verändert sich in der Art, wie Menschen ihre Bedürfnisse befriedigen, ihren Alltag bewältigen.“

Zum Interview

Evernote-Routinen

In unserem Projektbereich nutzen wir teilweise Evernote für die Zusammenarbeit. @phwampfler fragt nach, für was genau wir das Tool nutzen. Konkrete Antworten, hier notizartig:

  • Traktanden-Journale, Pendenzenlisten, Delegationsaufträge usw. bewirtschaften wir gemeinsam, als Vor- und Nachbereitung von Meetings. Via Evernote sind die Informationen fast durchgängig verfügbar (Smartphone, Tablet, Desktop, Notebook usw.).
  • Wenn Aufträge erteilt werden, über etwas „nachzudenken“, eröffenen wir Ideenpools.
  • Status-Meetings: Bei Statussitzungen in einzelnen Projekten halten wir die Ergebnisse (oft gemeinsam, situativ, teilweise auch via liveminutes.com/Evernote) fest. Auch hier ist die durchgängige Verfügbarkeit ein wichtiges Kriterium.
  • Workshop-Ergebnisse, oft Skizzen/Zeichnungen usw., werden entweder direkt via Tablet erfasst oder am Meeting fotografiert. Evernote dient hier als Notizpool.

Persönlich habe ich Evernote als stabil erlebt. Dass es kein Social-Media-Tools wie Facebook ist, welches an Daten interessiert ist, erhöht die Akzeptanz. Evernote liegt ein anderes Geschäftsmodell zugrunde. Nicht unwesentliche Funktionen in der täglichen Arbeit: Handschriftmodul (neu Bestandteil von Evernote), Verschlüsselungsfunktion, die Möglichkeit, einzelne Beiträge zu publizieren, Sprachnotizen usw. Klar, wenn man intensiv mit einem solchen Tool arbeitet, entwickeln sich immer Vorstellungen, wie ein Mehr an Möglichkeiten aussehen könnte … Mein subjektives Fazit ist insgesamt positiv.

Surespot, ein Selbstversuch

@vorinstanz – Seit Facebook Whatsapp übernommen hat, suchen User massenweise eine Whatsapp-Alternative. Dabei laden sie sich allerhand Apps, Tools, Beta-Dinger usw. herunter. Threema, ein App aus der Schweiz, wird als mögliche Alternative bewertet. Grundsätzlich bin ich vorsichtig im Umgang mit solchen nervösen Angsttrends. Aufgrund einer sachlichen Kurzanalyse, meiner Kriterien und Recherchen, bin ich bei Surespot gelandet. Das ist nichts weiter als eine persönliche, subjektive Einschätzung und entbindet niemanden, selber eingehend zu klären, was ihm bzw. ihr wichtig ist. Ich stütze mich lediglich auf Informationen aus dem Web sowie meine „Selbstversuche“ mit Surespot.

Folgende meiner Kriterien erfüllt Surepoint: Es ist quelloffen, bietet eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, es ist kostenlos (Grundfunktionen), greift nicht auf meine Kontakte zu, ist lauffähig unter iOS und Android und wird zügig weiter entwickelt. Die noch fehlende Gruppenfunktion soll in wenigen Wochen implementiert werden.

Nachteile: Für die Sprachfunktion fallen rund 2 Franken einmalig an. OK, als Geschäftsmodell akzeptierbar. Aber der grösste Nachteil ist und bleibt bis auf Weiteres: Surespot ist relativ wenig verbreitet. Es ist nötig, sich sein Netzwerk zu schaffen. Beispielsweise in dam man solche Blog-Beiträge schreibt…Positive Beurteilung im Spiegel (Februar 2014)

Twitter-Handwerk

Persönliche Tipps und Tricks für engageierte Einsteigerinnen und Einsteiger, zur Diskussion; aufgezeichnet im Anschluss an den Twitter-Workshop vom 21.2.2014, Blogwerkstatt St.Gallen

Von Reto Eugster

„Kante zeigen“: Formuliere die eigene Meinung, zeige Profil (Aalglattes gibt es auch bei Twitter genug), Ja, sich zu exponieren, ist unter Umständen riskant. Doch die freie Meinungsäusserung ist ein Recht, das nur Bestand hat, solange es praktiziert wird. Lass dich von Social-Media-Gaffern, die prüfen, ob du dich korrekt verhältst, ohne sich selber einzubringen, nicht ablenken.

Kränkungen ausagieren, Konflikte lösen, Abrechnungen starten: niemals via Twitter. Twitter ist ungeeignet für kommunikative Micropolitik. Twitter-Kommunikation tendiert zur Eskalation. Schriftlichkeit (Sequenzialität), Zeichenbeschränkung und Twitter-Kultur sind ein Gemisch, das die Konfliktexpansion befeuert.

Wenn du beleidigt, gekränkt usw. wirst: Tritt heraus aus der Interaktion (= schweigen, blockieren…). Ein Mehr an Kommunikation führt nicht zu einem Mehr an Verständnis. Mühe dich nicht mit stilloser Kommunikation ab. Es gibt ausreichend „Twitter-Aestheten“ ;). Wende dich ihnen zu.

Twitter-Kommunikation kann als eigenes literarisches Genre gesehen werden. Die kunsthandwerkliche Basis dieses Genres besteht darin, prägnant und doch differenziert zu formulieren, wobei die Mehrdeutigkeit die entstehen kann, den Charme des Twitterns ausmacht. Kurzum: Es könnte dir helfen, Twitter als literarisches Spiel zu sehen.

Tweets nicht aus der Schrotflinte: poste nicht bündelweise Tweets, das kann auch engagierte Follower überfordern. Denke daran, dass Tweets auf unterschiedlichen Devices gelesen werden.

Reagiere auf Fragen, Anregungen, Hinweise usw. Mische dich ein in Diskussionen, die dich betreffen.

Wenn dir jemand erklärt, was die „richtigen Inhalte“ seien, die du posten sollest: Vergiss es. Wenn du „Katzencontent“ magst, nur zu. Du willst deine Interessen zugespitzt signalisieren, weshalb nicht? Du sagst per Twitter, dass du nichts zu sagen hast: was solls. Schaffe dir dein eigenes Content-Profil, deine Twitter-Persönlichkeit (nicht zu verwechseln mit anderen Persönlichkeitsansprüchen..).

Halte durch: Um dir ein Follower-Umfeld zu erarbeiten, das deinen Erwartungen entspricht, braucht es bei Twitter, wie im „richtigen Leben“ ;) Zeit. Halte zwei Jahre durch und wage erst nach einem Jahr die erste Zwischenbilanz.

Wenn du Quellen nutzest, Inhalte aus Tweets beziehst: kennzeichne die Beiträge anderer als „RT“ (Retweet). Reagiere auf das, was dich inspiriert.

Wege des politischen Twitterns

Twitterland ist kleiner als Facebook-Country und das Bevölkerungswachstum zwar beachtlich, verglichen mit Facebook aber deutlich bescheidener. Das ist ungünstig für den Börsenkurs von Twitter, aber vorteilhaft für die Bewohnerinnen und Bewohner von Twitterland. Denn dies macht ausufernde Uebergriffe der Werbeindustrie unwahrscheinlicher.

In Twitterland leben vor allem drei Bevölkerungsgruppen: a) Journalistinnen und Journalisten, b) Politiker und Politikerinnen sowie c) Marketing-Fachkräfte aller Art. Einverstanden, auch einige Bildungs-Freaks haben sich ins Twitterland verloren. Der Autor weiss, wovon er spricht.

Wenden wir uns der twitternden Politik zu. Grob lassen sich drei Spielarten unterscheiden, wie Politikerinnen und Politiker Twitter nutzen. Es geht um real existierende Nutzungstypen, nicht um deklarierte, erhoffte, geforderte usw. Dieser notizhafte Kommentar setzt auf einer Studierendenevaluation auf.

Bei der ersten Variante nutzen die Akteure Twitter als blossen Verkaufskanal: Ein Kanal mehr, um die eine Botschaft zu kolportieren: „Wählt mich“. Entsprechend lassen sich die Tweets als Heldentaten-Potpourri charakterisieren.

Mögliche Beispiel: a) „Gestern Rede bei Eröffnung Kulturzentrum gehalten. Betonte die #Wichtigkeit von Kultur.“ b) „Steuerfuss wird nicht angehoben. #Mein Einsatz hat sich gelohnt.“

Beim zweiten Typus wird Twitter als News-Maschine betrieben. Die politischen Akteure verbreiten scheinbar nüchtern und sachlich, wie sie das Weltgeschehen gedeutet haben wollen. Reality Engineering, könnte das Label für diese Art symbolischer Politik lauten.  Den Varianten eins und zwei ist gemeinsam, dass sie kaum so genannte Authentizitätsrisiken beinhalten. In der Regel sind die Formulierungen ausgewogen, abgewogen, kaum verbogen. „Wir haben uns daran gewöhnt, dass Politiker nicht wie normale Menschen sprechen, sondern aalglatte Statements von sich geben“, formuliert der Politiker Kurt Fischer in einem Tweet vom 17.2.2014 treffend (@fischerkurt). Er selber übrigens bevorzugt die dritte Variante des politischen Twitterns.

Und schliesslich Variante drei: Politikerinnen und Politiker nehmen Stellung, bieten Kante und sind offensichtlich bereit, Authentizitätsrisiken einzugehen. Mehr noch: Gerade aus der Riskanz bezieht das Twittern nun seinen Reiz. Hier wird ein Twitter-Genre begründet, das sich durch Prägnanz, Widerspruchsbereitschaft und Unerschrockenheit auszeichnet.

Beispiele 3: a) „Die spinnen, die Schweizer.“ b) „Die Europäische Union ist im Vergleich zu den agilen Unternehmensgiganten ein unbeholfener Pygmäe.“

Wir sind daran, Workshops für politisches Twittern zu lancieren. Im Mittelpunkt stehen nicht „Regeln“ und Rezepte für korrektes Politik-Twittern. Interessiert sind wir an der Erprobung von Praxis und an deren Reflexion. Neue Wege ergeben sich, wenn es Politikerinnen und Politiker gibt, die sie begehen.

Glaubensgelübde der Medienerziehung

Endlich wieder einmal ein Beitrag zur Medienerziehung, der intelligent ansetzt, über blosse „pädagogische“ Trivialmechanik hinaus kommt. Daniel Graf (@dani_graf), Berater für Campaigning und Kommunikation, hat sich im MamaBlog des Tages-Anzeigers geäussert.

Erziehen will jeder können, also sieht sich jeder genötigt, Formeln des richtigen Erziehens zu verbreiten. Bei diesem Spiel, und das erstaunt schon eher, mischen offiziöse Erziehungsfachstellen gerne mit, selbstverständlich pseudowissenschaftlich legitimiert. Dabei wird Erziehung, insbesondere wenn es um Medien geht, in bewärter Manier als instruktives Geschäft verstanden: Nicht vor drei, unbedingt nach sechs Jahren usw. Wenn etwas nicht ganz falsch ist, bedeutet es nicht, dass es richtig ist, es zu sagen, nur um eine Antwort geben zu können.

Zum MamaBlog und Daniel Grafs Artikel

365 Tage

Von Reto Eugster

Der Titel des Blog-Projektes war mehr Rätsel als Programm: 365 | 52 | 12 = 1. Doch nun sind (fast) alle Rätsel gelüftet. Aus einem Blog-Projekt ist ein Buch entstanden, „365 individuelle Lebensräume“. Lanciert wurde das Projekt von Stefan Ribler, Leiter des Betula, Professor an der FHS St.Gallen, und um gute Ideen nie verlegen.

2011 und 2012 schrieben 365 Frauen und Männer unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Herkunft, Bildung usw. Texte zu „ihrem Lebensraum“. Entstanden sind poetische, sperrige, originelle, gradlinige, kaum fassbare usw. Aussagen – ja zu was eigentlich? Vielleicht: Aussagen zur Art, wie die Autorinnen und Autoren sich in ihrer Welt verortet sehen. Ein Buch über Farben und Schatten des Alltags.

Als „Freund des Betula“ habe ich das Nachwort (PDF) geschrieben, das hier als Vorwort zu lesen ist, und meiner Empfehlung für die Alltagsliteratur „Betula 365“ dient.

Buchbestellung: betula()betula.ch, 25 Franken

Mindmeister in neuem Gewand

Mindmeister gehört zu den raren Tools, die ich seit Jahren regelmässig und intensiv nutze. Was kann Mindmeister? Mindmeister ist ein Online Tool, mit dem sich Mindmaps erstellen, teilen, präsentieren und allenfalls publizieren (Channels) lassen. Seit rund einer Woche gibt es eine neue Version von Mindmeister, es handelt sich um die neunte Auflage.

Nicht kleine Anpassungen, sondern ein umfassendes Redesign hat Meisterlabs, die Münchner Firma hinter Mindmeister, realisiert. Grundlegend überarbeitet wurde das Design. Verbesserungen gibt es beim Map-Editor. Der Präsentationsmodus ist eine echte Perle von Mindmeister geworden. Nun stehen mehr und neue Design-Vorlagen zur Verfügung, das Drucken ist vereinfacht usw. Wichtig ist die bekannte Export/Import-Funktion (auch im Open-Source-Freemind-Format), welche den Austausch mit Desktop-Tools ermöglicht. Obwohl auch Mindmeister die Option „Offline“ kennt, arbeite ich häufig mit dem Desktop-Tool Freemind, das sich nahtlos in eine Mindmeister-Umgebung einfügt. Die Import/Export-Funktion ist ausgereift.

Wir nutzen das Tool in Lehr- und Lernsettings teamorientiert. Hier zeigt sich Mindmeister als „Social“ Tool – und hier spielt das Tools seine vielfältigen Potenziale so richtig aus. Es ist nicht in erster Linie die breite der Funktionalität, welche eine Software-Lösung auszeichnet, sondern die „Passung“ zwischen Funktionalität und tatsächlicher Nutzungspraxis. Hier sehe ich die zentrale Stärke von Mindmeister. Diese positive Aussage verbinde ich mit der Hoffnung, dass Meisterlabs der Versuchung entkommt, in einem Mehr an Funktionalität die Zukunft des Tools zu sehen.

Mein neuer Mindmeister-Channel
Das Mindmap zu Mindmeister

Unverzichtbares 2013

Mindmeister, MindmappingEin Jahr geht zu Ende, Bilanzierungen und Schlussfolgerungen sind zuweilen gefragt. Was waren die Sozial-Media-Tools, die sich in meinem persönlichen Hochschulumfeld bewährt haben? Dabei nehme ich vor allem Bezug auf meine Tätigkeit im Masterstudium Social Informatics und berichte subjektiv, ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit oder Objektivität. Ein persönliches Fazit, nichts anderes.

Auch in diesem Jahr habe ich Mindmeister als Online-Mapping-Tool intensiv verwendet, bei der Verarbeitung von Literatur, der Entwicklung von Texten und auch in der Lehre. Dass sich Mindmaps teilen lassen, ermöglicht die Zusammenarbeit in Teams und Gruppen. Die Schnittstelle zur Open-Source-Software Freemind ist für mich dabei besonders wichtig, obwohl sich Mindmeister mittlerweile on- und offline nutzen lässt. Von Freemind konnte ich bisher nie wirklich lassen… Mindmeister wurde von der Firma MeisterLab in München systematisch weiter entwickelt, ohne dass sich Effekte der Ueberzüchtung (= kann ein bisschen mehr, wird immer komplizierter) zeigen würden. Das Tool gibt es seit 2007.

Evernote ermöglicht ebenfalls die Zusammenarbeit in Teams, das Teilen von Informationen. Das Geschäftsmodell von Evernote ist nicht auf den Verkauf von Daten ausgerichtet und Evernote ist zertifiziert nach Safe Harbor (relevant in EU und der Schweiz). Das ist ein Faktor, kein unwesentlicher, für die Arbeit mit Evernote. Im vergangenen Jahr habe ich in drei Teams mit Evernote Projekte lanciert. Das Tool hat sich für mich als hilfreich erwiesen, auch 2013. Es läuft auf allem, was ein Bildschirm hat, nach meiner Erfahrung stabil.

Twitter ist für mich ausschliesslich als Gruppennotizbuch interessant. Wir tauschen als informelle Gruppe Informationen über #literatur, #tools, #medientheorie usw. aus und archivieren die Tweets, ja genau: in Evernote. Twitter lässt sich umstandslos mit Evernote verbinden. Diese Form der Organisation von Information hat sich als effektiv und effizient erwiesen, gerade in meinem Berufsalltag, der vom „Leiden am Text“ geprägt ist.

Nur drei Tools werden in der Jahresbilanz erwähnt? Nichts wirklich Neues dabei? OK, einen kurzen Hinweis auf ein neues Social-Media-Tool soll es geben: Postach.io. Damit lässt sich direkt aus Evernote heraus bloggen. Einfacher ist es kaum möglich, vom Tablet, Smartphone, PC, MAC usw. aus Beiträge an ein Blog zu adressieren. Das Tool wurde 2013 ausgezeichnet. Hier ein kleines Test-Blog

Aus duzenden von Social-Media-Optionen nutze ich gezielt nur wenige. Alles andere ist Spielerei von Berufes wegen. Doch diese wenigen sind unverzichtbar geworden (oder vielleicht präziser: scheinen mir unverzichtbar zu sein).

Im Weiteren für mich speziell interessant – von Berufes wegen ;)
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