Begleitet vom Gestus der Aufgeregtheit verkommen Dialoge bei Twitter oft zum blossen Schlagabtausch. Anscheinend verblasst die sachliche Substanz von Beiträgen rasch, „soziale Manöver“ beherrschen das Spiel und über weite Strecken das Twitterland. Möglicherweise ist dieser Prozess durch den Anspruch forciert, welcher das 140-Zeichen-Format mit sich bringt: ein Tweet ist eine Verweisungsinstanz, immerhin das, aber nicht viel mehr. Das Problem ist meines Erachtens, dass Twitter gleichzeitig überschätzt und unterschätzt wird, was die kommunikativen Konsequenzen des Tools betrifft.

Die Soziologin Lehmann (@Maren_Lehmann), seit kurzem selbst twitternd, bringt es im Interview mit „Zu Daily“ auf den Punkt:

„Was mich an Twitter überzeugt, ist der Verzicht auf Komplementärrollen. Was mich gar nicht überzeugt, ist die Dominanz der Sozial- gegenüber der Sachdimension.“

In der letzten Woche diskutierten wir in verschiedenen Zusammenhängen, wie damit umzugehen sei, wenn sich eine Schlagabtausch-Schlaufe abzuzeichnen beginnt. Während die einen im „Durchhalten“ die Chance der zeitverzögerten Normalisierung sahen, zogen andere den konsequenten und frühzeitigen Ausstieg aus solchen „Endlosschleifen“ vor.  Persönlich steige ich aus, sobald eines der drei Kriterien erfüllt ist:

  1. Beleidigungen kommen ins Spiel (…).
  2. Dialogbereitschaft ist nicht erkennbar (Behauptung vs. Argumentation).
  3. Die „Sendeschleuder“ wird eingeschaltet (Tweet, Tweet, Tweet…).

Natürlich ist dies keine abschliessende Lösung, sondern ein Versuch, mit unbefriedigenden Aspekten der Twitterei umzugehen (Diskussion via Twitter erwünscht).