„Das ist kein Weblog“

Vor rund einem Jahr hat Mark in unserem alten Blog den Kommentar „Das ist kein Weblog“ veröffentlicht. Damals löst er in der Weblog-Gruppe heftige Diskussionen aus. Zu früh sei es, solche Schlüsse zu ziehen, sagten die einen. Zu früh? Nun ist (etwa) ein Jahr vergangen…

Die Geschichte funktioniert so: Als ich vor zwei, drei Jahren versuchte, Wissensarbeitern das „System Weblog“ näher zu bringen, war dies ein leichtes Unterfangen. Die Möglichkeit, niederschwellig zu publizieren, der geringe Kostenaufwand, das Pionierhafte des Konzepts („Demokratisierung der Weltdeutung“) usw.: Das alles vermochte rasch zu überzeugen. Inzwischen hat sich die Situation gewandelt. Wenn ich heute versuche, das „System Weblog“ zu vermitteln, dann beginne ich mit dem Satz: Das ist kein Weblog.

Diese Aussage schafft nichts weniger als den Leeraum, in dem Zuhören überhaupt möglich ist. Denn das „System Weblog“ ist heute im deutschsprachigen Raum zu stark an einen absehbaren, bekannten Möglichkeitshorizont gekoppelt. Man glaubt zu wissen, was mit Weblogs zu machen ist – und was nicht. Die Karten sind verteilt, die Stars ausgemacht, die Kritik ist formuliert, die Awards ausgeschrieben, die neuen Ideen selten.

Nun ist alles bereit für die Zeit nach den Weblogs. Wer das „System Weblog“ heute vermitteln will, beginnt mit Sätzen, die klären, was nicht gemeint ist. Nein, Weblogs sind nicht einfach Tagebücher; nein, erfolgreiche Weblogs richten sich gerade nicht an der kleinen Weblogszene aus; ja, das „System Weblog“ braucht den Weblog-Kult nicht.

2 Kommentare

  1. „Man glaubt zu wissen, was mit Weblogs zu machen ist – und was nicht.“ Wenn das „glaubt“ betont ist, kann ich mich der Einschätzung anschliessen.

  2. Ich glaube auch ein Jahr später nicht, dass Weblogs so bekannt sind im deutschsprachigen Europa, dass sich solche Probleme stellten. Die meisten, die ich kenne, wissen noch immer nicht so recht, was ein Weblog ist.