Jochen Robes führt das bekannte WeiterbildungsBlog. Für mich eine der wenigen „ersten Adressen“ in der Fachblog-Welt. Robes arbeitet in einem aktuellen Text heraus, inwiefern und inwieweit Weblogs in der Arbeit von Wissensarbeitern eine Rolle spielen (können). Er zeigt überdies auf, dass der Nutzung von Weblogs im Prozess der Wissensarbeit ein verändertes Verständnis von Wissensmanagement zugrunde liegt (zugrunde liegen muss?). Die Ausgangslage wird mit einem Verweis auf den bekannten Wissensarbeiter Thomas N. Burg skizziert, der sein Weblog Randgänge als persönliches, öffentlich zugängliches Notizbuch betreibt.

Robes schreibt: „Frühe Versuche, Knowledge Management in Organisationen einzuführen, haben sich vor allem mit der Frage beschäftigt, wie das Wissen in den Köpfen der Mitarbeiter identifiziert, erfasst und anderen zugänglich gemacht werden kann. Entsprechende Wissensmanagement-Systeme wurden entwickelt, um Wissen in Datenbanken zu
speichern und zu kategorisieren … So wurde aus Knowledge Management an vielen Orten Information Management. Denn was in Datenbank-Anwendungen gespeichert wurde, waren Informationen, die – losgelöst von ihren Trägern und dem
Kontext ihrer Entstehung – auf die Interpretation von Wissensarbeitern warteten.“

Der Text von Robes ist eine Absage an die bekannten Trivialmodelle des „Wissensmanagements“. Sobald Wissen nicht mehr als ein Gut beschrieben wird, dass ein Einzelner besitzen und weitergeben kann, sobald der Wissensbegriff sozialwissenschaftlich gewendet wird, pulverisieren sich Axiome simpler Betriebsökonomien: Implizites Wissen lässt sich dann nicht mehr „einfach“ explizieren, informales Wissen widersetzt sich der Formalisierung, Wissen lässt sich nicht mehr ohne Weiteres verwalten, managen, handhaben usw.

An dieser Stelle neige ich dazu, Robes prägnante Überlegungen nochmals zuzuspitzen. Wissen entsteht in Kopplungsverhältnissen, auf der Basis spezifischer Irritationen: im Dazwischen. Eine solche Vorstellung freilich kompliziert die Ausgangslage für das „Wissensmanagement“. Und es bleibt die Frage, was in der Annahme, Wissen zu managen, „gemanagt“ wird, worüber im Rahmen solcher Modelle sozial disponiert wird.

Artikel von Jochen Robes (Rechte beachten)