Kommentar zur Vorversion von MS-Office: In die angekündigte Office-Version des Marktleaders können wir User bereits heute Einblick nehmen. Vorabversionen sind der Fachpresse (z. B. CT) beigelegt. Doch versuchen wir in einem ersten Schritt Abstand von Insider-Überlegungen zu gewinnen und mit etwas Distanz zu beurteilen, was hier vor sich geht. Dies schliesst nicht aus, dass wir in einem dritten Schritt die „Erfindung“ eines neuen Office-User-Interfaces interessant finden werden.
1) Die Benutzerführung von MS-Office ist inzwischen zum Mass der Dinge geworden, und zwar auch dort, wo sie sich – in meiner Einschätzung – als (zu) holprig erweist. Konkurrenzprodukte wurden entsprechend gestaltet, um den Usern den möglichen Umstieg zu erleichtern. Wer Office-Software heute regelmässig nutzt, und das sind nicht wenige, hat unvermeidlicherweise gerlernt, mit den Stärken und Schwächen des User Interfaces – powered by Marktleader – umzugehen. Es haben sich Quasi-Standards herausgebildet, wobei hier weniger technische Aspekte als vielmehr Nutzungslogiken gemeint sind.
2) Software über Umfang und Vielfalt der Funktionen zu bewerten, ist meines Erachtens grundsätzlich problematisch geworden. 31 Toolbars und 19 Taskleisten (gemäss DER STANDARD): Dahinter verbirgt sich für mich ein grundlegendes Problem, das mit einer Neuordnung auf User-Interface-Ebene allein nicht behebbar ist. Bezogen auf die Autobranche würde das heissen: Ein Hersteller entwickelt permanent die Motorenleistung weiter, obwohl sich ein grosser Teil der Käuferschaft möglicherweise ein schmaleres und handlicheres Auto für den Stadtverkehr wünschte. „Möglicherweise“ deshalb, weil mir natürlich die Marktdaten fehlen, um dies fundiert beurteilen zu können.
3) Lassen wir die Punkte eins und zwei aussen vor, so erachte ich das neue User Interface als innovativ. Nun treten die Funktionen kontext- und anwenderbezogener als je zuvor in Erscheinung. Zudem ist die Individualisierung des User Interfaces nicht mehr nur möglich, sondern nun einfach möglich, einfacher als je zuvor. Jedenfalls ist dies mein Eindruck.
Mein persönliches Fazit: Ich sehe viel Arbeit auf den geübten User zukommen. Ja, diese Aussage trifft meines Erachtens gerade auf den „geübten“ User zu. Anderseits bringt das neue Office Innovationen speziell im Bereich der Benutzerführung. Für den Marktleader rächt es sich nun, dass die alte „Philosophie“ der Benutzerführung zum Quasi-Standard geworden ist. Zugegeben, dies ist nichts, was man Microsoft vorwerfen könnte.
6.6.2006 um 22:49 Uhr
Mich hat das neue Office ebenfalls positiv überrascht. Jede Innovation wird diesen Preis haben, dass alte User sich umstellen müssen, vielleicht sogar aufwändig.
6.6.2006 um 14:22 Uhr
Seit einer Woche habe ich Office 2007 im Intensivtest auf meiner Dose und teile deine Einschätzung unter Punkt 3.
Ich bin erstaunt, wie intuitiv sich das neu UI erschliessen lässt. Ich fühl mich fast wie in der Mac-Welt.
Und dass sich die Software bis Februar 2007 testen lässt gehörte bisher auch nicht zur Marktstrategie von Micro$.