Sara Bühlmann hat im Auftrag des Instituts für Soziale Arbeit der FHS St. Gallen gestern Abend zum Thema „Internet – Mythen, Hoffnungen und Erwartungen“ referiert. Die Referentin ist auch als Bloggerin aktiv, zum Beispiel beim Blaublog. Die Veranstaltung wurde von der Elternschule Goldach organisiert. Gemäss Sara Bühlmann werden im Bereich der Elternbildung aktuell zu stark potenzielle Gefahren des Internets betont und zu wenig die neu entstehenden Möglichkeiten gesehen. Chancen bestünden gerade auch aus sozialpädagogischer Sicht, beispielsweise bei partizipativen Formen kommualer Auseinandersetzungen. Bühlmann unterschied auf der Basis eines Modells der FHS St. Gallen (Reto Eugster, 2005) drei medienpädagogische Positionen:
Während bei der einen Position die Meinung vorherrscht, Kinder und Jugendliche müssten in einem gestärkten Schutzraum leben können und von Gefahren möglichst verschont werden, setzt eine zweite Denktradition auf die Möglichkeit zur Eigenentwicklung. Kinder hätten beispielsweise andere Arten, mit Gewaltszenen im Fernsehen umzugehen als Erwachsene. Sie würden auch anderes als bedrohlich empfinden als Erwachsene. Sie seien aber, immer gemäss dieser von Eugster 2005 charakterisierten zweiten medienpädagogischen Position, durchaus in der Lage, in der sozialen Praxis selbst einen Umgang mit möglichen Gefahren zu erlernen.
Die dritte medienpädagogische Position des FHS-Modells geht davon aus, dass Medienereignisse als pädagogische Anlässe verstanden weren können. Ein Erlebnis beim Chatten kann als Gelegenheit genommen werden, mit Kindern oder Jugendlichen in die Diskussion zu kommen.
29.8.2006 um 11:13 Uhr
Nachdem der Artikel offenbar nochmals verändert wurde, kurz meine Bemerkung zur zweiten medienpädagogischen Position:
Bei dieser Position steht nicht die Frage im Raum, ob es sinnvoll sei, einen Schutzraum für Kinder herzustellen. Es wird davon ausgegangen, dass dies in der angestrebten Weise nicht mehr möglich sei. In diesem Sinne hat gerade das Internet die Ausgangslage für Erziehung stark verändert und ist daran, sie grundlegend zu verändern.
29.8.2006 um 10:57 Uhr
Pädagogik hat einen grundsätzlichen Hang zum Kulturpessimismus. Deshalb trifft die Einschätzung wohl zu, dass üblicherweise zuallererst die Gefahren der Medien betont werden. Damit ist weniger die wissenschaftliche Pädagogik gemeint als vielmehr die praktische oder praktizierte. Das Problem ist, dass die Entwicklungen dann doch stattfinden und diese Pädagogik immer zu spät kommt.
29.8.2006 um 10:43 Uhr
Dazu gibt es auch einen Beitrag bei Martin Hofmann im PHR-EDU-Blog.
http://edublog-phr.kaywa.ch/medienpaedagogik/internet—mythen-hoffnungen-und-erwart.html