Kochanleitungen und Video News

Video-Blog (vblog) oder textlastige Blogs: Ist das – reichlich plakativ ausgedrückt – die Auseinandersetzung zwischen Bild- und Textkultur? Lässt sich daran das festmachen, was Postman für einem Schlüsselaspekt gesellschaftlicher Entwicklung hielt? Konkreter: „Während textbestimmte Kulturen von Abstraktion und Begrifflichkeit geprägt sind, kommt es in bildbestimmten Kulturen zu einer Art Umschmelzung der Welt. Bilder sind nicht widerlegbar, ihnen kann nicht mit Plausibilitätsregeln begegnet werden. Der Wert der Diskursivität verliert gemäss Postman an Bedeutung.“ (Skript über Postman, RE, 1999)

Vermutlich holen solche Überlegungen zu weit aus. Und es bleibt die pragmatische und wenig originelle Feststellung, dass es gleichzeitig eine Zunahme von diskursiven Angeboten und Bildhaftem im Web gibt. Längst ist Postmans-These relativiert, und wir können viel bescheidener ansetzen: Welche Funktionen können Video-Blogs erfüllen? Markus Tressel vom Namics-Blog hat einige Vorschläge eingebracht: „Spontan denke ich … an Inhalte wie Kochanleitungen, Produkt-Demos oder Handbücher und Tutorials (wie zum Beispiel heute schon bei Typo3 vorhanden) oder aber in Kombination mit Diensten wie Google-Video an ad-hoc Video-News via Web.“ Vor allem was die letztzen beiden Punkte betrifft: Damit sind interessante Anwendungsbereiche skizziert. Was micht betrifft, glaube ich nicht, dass sich darüber hinaus Video-Blogs durchsetzen werden. Blogs sind auf ein bestimmtes Mass an Diskursivität angewiesen. Und dazu braucht es … genau: Text. In Postmans Sinne.

Siehe auch
Telepolis-Nachruf auf Postman
Video-Blog-Verzeichnis

1 Kommentar

  1. Bestimmt interessant, diese Fragen in einen Zusammenhang zu Postman zu bringen. Im Telepolis-Artikel heisst es übrigens: „Unermüdlich warnte er seit über 20 Jahren vor einer „Trivialisierung“, „Boulevardisierung“ und „Infantilisierung“ der Gesellschaft durch eine reine Unkultur des bewegten Bildes. Das ganze hinkt einfach dort, wo man feststellt, dass es noch nie soviel Schriftlichkeit gab wie heute. Und dass SMS und Blogs ja auch wieder schwerpunktmässig nichts anderes sind als Textmedien. Gibt es überhaupt noch Menschen unter 50, die Fernsehen schauen?