Blog.ch ist aus der Schweizer Blogszene nicht mehr wegzudenken. Der Mann hinter Blog.ch ist der Web Programmierer und Hausmann Matthias Gutfeldt, der mit seiner Familie in Bern lebt.
Medienpraxis.ch interviewte Matthias Gutfeldt (E-Mail-Interview) zu Fragen der Blogentwicklung in der Schweiz. Was interessiert ihn an der vielfältigen Blogwelt Schweiz?
Offensichtlich gibt es mittlerweile eine Blogszene Schweiz. Du bist als Betreiber von blog.ch ein genauer Beobachter der Entwicklungen in der Schweiz. Was ist typisch für die Schweizer Blogszene?
Die Sprachvielfalt. Damit verbunden auch die Sprachgrenzen: Leider ist es eine Tatsache, dass die Landessprachen weitgehend unter sich bleiben. Dabei könnten wir Deutschschweizer von der sehr viel grösseren Szene in der Westschweiz viel lernen. Auch die demographische Verteilung dürfte spezifisch sein: In der Westschweiz hat es ausgesprochen viele bloggende Teenager, während wir in der Deutschschweiz doch im Durchschnitt etwas älter sind. Von den Tessinern höre ich fast nichts; entweder, weil sie sich nicht bei blog.ch anmelden können (die Anmeldung ist D/E), oder weil sie stark nach Italien ausgerichtet sind. Vielleicht liegt es an meinen sehr geringen Italienisch-Kenntnissen. Rätoromanisch geschriebene Blogs gibt es, wie ich glaube, zwei, vermutlich gibt es einige Bündner, die in deutscher Sprache bloggen. Dann gibt es sehr viele „Einwanderer-Blogs“, hauptsächlich in englischer Sprache. Aber auch sehr viele Schweizer schreiben Englisch; einige wenige sogar Englisch und Deutsch oder Englisch und Französisch. Ansonsten ist die Schweizer Blogszene wohl ähnlich wie die anderen auch: äusserst vielfältig.
Als blog.ch-Betreiber bist du mittendrin in der Entwicklung. Was sind die aktuellen Trends in der Blogszene Schweiz?
Das ändert sich von Woche zu Woche! Aber: Insgesamt gibt es immer mehr Blogger, die (auf welche Art auch immer) Geld verdienen möchten. Und es drängen auch immer mehr Blog-Anbieter auf den Markt. Man darf das nicht unterschätzen: Erst mit grosser öffentlicher Aufmerksamkeit haben diese Geschäftsmodelle Aussicht auf Erfolg, und deshalb unternehmen die Betreffenden auch grosse Marketing-Anstrengungen, um Blogs (bzw. ihre Version davon) bekannt zu machen. Man zielt hier natürlich voll auf die Jugend, deshalb werden Blogs als Bestandteil der jungen, dynamischen, partysüchtigen Spassgesellschaft charakterisiert. Was natürlich nicht unbedingt dem Ansehen der Blogs dient.
Der Frauenanteil in der Blogszene Schweiz scheint tief zu sein. Überrascht dich das?
Ich habe keine Zahlen zum Frauen-Männer-Anteil. Es gibt einige sehr gute und bekannte Blogs, die von Frauen betrieben werden.
Zweifelsohne ist ein Dienst wie blog.ch für die Entwicklung der Blogosphere in der Schweiz sehr wichtig. Was hat dich dazu bewegt, dieses nicht-kommerzielle Angebot zu schaffen?
Das Interesse an Schweizer Blogs, natürlich. Ich fand Swissblogs sehr interessant, aber es hatte für mich einen grossen Nachteil: Dort konnte man nicht sehen, was gerade läuft. Also habe ich eine Site gemacht, die jeweils per RSS die aktuellsten Beiträge bei den Blogs abholt und dann anzeigt. Die anderen Dienstleistungen sind rund um dieses Feature gewachsen.
Was sind deines Erachtens die Motivationen, die jemanden zum Bloggen bewegen können?
Jeder und jede hat eine andere Motivation. Gerade diese Vielfalt macht für mich das Bloggen interessant. Gemeinsam ist allen, dass sie etwas mitteilen wollen: sich selbst, der Familie, oder auch der ganzen Welt.
Du bist selbst auch Blogger. Was motiviert ich, dein Blog regelmässig zu füttern?
Ich habe zwei Blogs, die sehr unterschiedliche Ziele haben, und dementsprechend habe ich auch unterschiedliche Motivationen: Auf blog.ch/blog berichte ich über alles, was für die Schweizer Blogosphere interessant sein könnte. Damit ergänze ich das Angebot von blog.ch. Auf meinem privaten Blog schreibe ich eher über Themen, die mich persönlich bewegen. Die Motivation ist hier also eher das klassische Mitteilungsbedürfnis. Mittlerweile ist Bloggen für mich auch eine Gewohnheit: Nach guten Themen zu suchen ist für mich so alltäglich wie am Morgen aufzustehen.
Was macht für dich ein Blog zu einem „guten“ Blog?
Wichtig ist, dass der Autor weiss, worüber er schreiben will: Geht es primär um persönliche Erlebnisse, um ein Nischenthema, das er besonders gut kennt oder um Fundstücke aus dem Internet? Ohne klares Ziel wird es schwierig, die Motivation längerfristig aufrecht zu erhalten.
Wenn du auf drei Blogs nicht verzichten könntest, welche wären das?
Kann ich nicht sagen, das ändert sich täglich.
Vielen Dank für deine Antworten.
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